Suchttherapie 2013; 14 - S_31_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351526

„Sucht – Bindung – Trauma“ – Konsequenzen aus der neurobiologischen und bindungstheoretischen Forschung für Konzepte der substitutionsgestützten Rehabilitation

C Lüdecke 1
  • 1Asklepios Fachklinikum Göttingen

Ein großes Problem in der Behandlung von Patienten mit Opiatabhängigkeit ist die geringe Behandlungskonstanz. Langjährig betrachtet wird nur eine geringe Patientengruppe dauerhaft abstinent sein (Backmund et al., 2008). Zwar zeigen die Patienten oft eine hohe Motivation, ohne Heroinkonsum leben zu wollen, haben aber bedingt durch Entwicklungsdefizite, frühe Traumatisierungen und andere comorbide psychische Störungen zu wenig Änderungskompetenz. Aus neurobiologischer Sicht gehören Suchterkrankungen zu den zentralen Stressverarbeitungsstörungen. Menschen mit polytoxikomanen Konsummustern haben zudem oft ein geschädigtes Bindungssystem, sodass der wichtigste biologische Stressregulator (Bremner et al, 2004) nicht zur Verfügung steht. Substitutionsbehandlung kann aus bindungstheoretischer Sicht als gelungener pharmakologischer Reparaturversuch des geschädigten Bindungssystems angesehen werden. Anhand dieser Zusammenhänge soll aufgezeigt werden, dass das Erlernen von Stress-und Emotionsregulation, Verbesserung von Mentalisierungs- und Beziehungsfähigkeit sowie Aufbau eines angemessenen sozialen Umfeldes außerhalb der Rehabilitation, vorrangige Behandlungsziele sein müssen.