Suchttherapie 2013; 14 - S_32_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351529

Validität des AUDIT als Screening zur Trinkmengenerfassung in der medizinischen Basisversorgung

G Bischof 1
  • 1Universität zu Lübeck, Psychiatrie

Einleitung: Bevölkerungsbezogene Maßnahmen zur Sekundärprävention problematischer Trinkmuster bedürfen proaktiver Maßnahmen zur Identifizierung von Zielgruppen. Als gut evaluiert anzusehen sind hierfür Screening-Instrumente mit Selbstaussagen. Ein besonders verbreitetes Verfahren, welches sich auch zur Identifikation riskanten Konsums eignet, ist der Alcohol Use Disorders Identification Test AUDIT. Die Validität des Verfahrens ist für alkoholbezogene Störungen gut belegt. Unklar ist, inwiefern die im zweiten Item des AUDIT mittels standardisierter Getränke erhobene Trinkmenge valide erfasst wird.

Methode: Im Rahmen der SIP-Studie wurde in Hausarztpraxen in Lübeck ein systematischen Screening aller konsekutiven Patienten durchgeführt (N = 10,803, Ausschöpfung: 94,1%). Alle Personen mit einem AUDIT-Wert von 5 Punkten oder mehr wurden um Teilnahme an einer Interventionsstudie gebeten (Ausschöpfungsrate eligible Fälle: 54,3%). Insgesamt konnten 1004 Screening-Auffällige mit Alkoholkonsum in den letzten 12 Monaten mittels des vollstandardisierten Munich Composite Interview for DSM-IV (M-CIDI) diagnostiziert werden. Im M-CIDI werden Angaben zur Trinkmenge von Interviewern in Standarddrinks umgerechnet. Trinkmengenangaben aus AUDIT und CIDI wurden miteinander verglichen.

Diskussion/Ergebnisse: Im M-CIDI wurden bei 65,6% der Untersuchungsstichprobe höhere Trinkmengen gemessen, bei 25,3% stimmten die Angaben überein, bei 9,1% ergab der AUDIT höhere Trinkmengen. Die aus den beiden Verfahren geschätzte durchschnittliche tägliche Trinkmenge betrug im AUDIT in Abhängigkeit der Berechnungsart maximal 50% der im CIDI berechneten Menge.

Schlussfolgerung: Selbstausfüller wie der AUDIT unterschätzen die tatsächliche Trinkmenge, wobei der Effekt maßgeblich auf eine fehlerhafte Berechnung der Anzahl an Standardgetränken zurückgeführt werden kann. Für Interventionsstudien mit Risikokonsumenten erscheint eine Absenkung des cut-offs und eine vertiefende Erfassung des Trinkmusters notwendig.