Suchttherapie 2013; 14 - S_32_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351531

Kurzinterventionen zur Reduktion gesundheitsriskanten Alkoholkonsums bei Arbeitsuchenden: Ergebnisse der randomisierten Kontrollgruppenstudie TOPAS

K Haberecht 1, S Baumann 1, B Gaertner 2, I Schnuerer 1, G Bischof 3, U John 1, J Freyer-Adam 1
  • 1Universität Greifswald
  • 2Charité Berlin
  • 3Universität Lübeck

Einleitung: Für die Effektivität von Interventionen zur Reduktion gesundheitsriskanter Verhaltensweisen sind Individualisierung und eine theoretische Grundlage notwendig. Ziel der randomisierten Kontrollgruppenstudie „Trial of proactive alcohol interventions for job-seekers“ (TOPAS) war die Untersuchung der Effektivität zweier Interventionen mit unterschiedlicher theoretischer Grundlage und die Beantwortung der Frage, ob Interventionen, die auf die individuelle Änderungsmotivation zugeschnitten sind, effektiver sind als nicht motivationsbasierte Interventionen.

Methode: Über ein systematisches proaktives Screening über 12 Monate in Arbeitsvermittlungseinrichtungen (Job Center, Agentur für Arbeit) wurden mittels Alcohol Use Disorder Identification Test-Consumption Arbeitsuchende mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum identifiziert. Einundsiebzig Prozent von ihnen (N = 1243; 64% Männer, M = 30 Jahre, 76% nicht änderungsmotiviert) wurden drei Gruppen zugeordnet. Sie erhielten a) zwei individualisierte motivationsbasierte Rückmeldebriefe (nach Baseline und nach 3 Monaten), b) zwei individualisierte nicht-motivationsbasierte Rückmeldebriefe oder c) nur die Befragung. Alle Gruppen wurden nach 3, 6 und 15 Monaten nachbefragt. Piecewise Latent Growth Modelle wurden gerechnet, um die Veränderung des Alkoholkonsums (AUDIT-Gesamtwert, durchschnittliche Anzahl von Getränken pro Woche) zwischen Baseline und Monat 3 sowie zwischen Monat 3 und Monat 15 für jede Gruppe zu untersuchen.

Diskussion/Ergebnisse: Alle Gruppen reduzierten ihren Alkoholkonsum signifikant von Baseline bis Monat 3, und nur die Interventionsgruppen von Monat 3 bis Monat 15. Nach Einschluss des ursprünglichen Motivationsstadiums als Kovariate reduzierte nur die motivationsbasierte Interventionsgruppe zusätzlich ihren Alkoholkonsum von Monat 3 bis Monat 15.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass individualisierte motivationsbasierte Interventionen bei Menschen mit geringer Änderungsmotivation wirksamer sind als nicht-motivationsbasierte Interventionen.