Suchttherapie 2013; 14 - S_32_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351532

Die Wirksamkeit einer Kurzintervention zur Reduktion der Tabakrauchexposition bei Kleinkindern in Familien einer norddeutschen Region

S Ulbricht 1, C Meyer 2, W Hannöver 2, U John 2
  • 1Universität Greifswald
  • 2Universitätsmedizin Greifswald

Einleitung: Kinder sind auf zweierlei Weise erhöhten Risiken von Gesundheitsschädigungen durch Tabakrauch in ihren Familien ausgesetzt: Erstens unterliegen sie gesundheitlichen Risiken durch Tabakrauch in der Atemluft. Zweitens wachsen sie in einer Umgebung auf, in der Tabakrauchen ein akzeptiertes Verhalten darstellt und durch Modelllernen zur Aufnahme gewohnheitsmäßigen Rauchens im Jugendalter beiträgt. Ziel des Projektes ist die Reduktion von Passivrauchbelastung im häuslichen Umfeld von Kleinkindern.

Methode: Alle Familien (N = 3570) einer definierten norddeutschen Region mit mindestens einem Kind im Alter unter 3 Jahren wurden angeschrieben, an einer Befragung zum Thema „Gesundheit in der Familie“ teilzunehmen. Zu 92,2% der Familien (n = 3293) konnte ein persönlicher Kontakt hergestellt werden, 80,2% (n = 2641) nahmen mit einer Person an der Befragung teil. In 1282 Familien gab mindestens ein Elternteil an täglich zu rauchen. An diese Familien richtete sich das Angebot an der Studie teilzunehmen; 71,9% (n = 921) erklärten ihre Bereitschaft. Diese wurden per Zufall der Kontroll- bzw. Interventionsgruppe zugewiesen. Die Intervention beinhaltete zwei persönliche Beratungsgespräche und die schriftliche Rückmeldung zum Laborergebnis des Kotiningehalts aus einer Urinprobe des jeweils jüngsten Kindes in der Familie. Eine zweite Urinprobe wurde nach 12 Monaten (Teilnahmerate 93,1%) in beiden Studiengruppen eingeholt. Familien der Kontrollgruppe erhielten die Rückmeldung zu beiden Ergebnissen der Laboranalyse erst zu diesem Zeitpunkt.

Diskussion/Ergebnisse: In 42,3% der Familien lebten zwei oder mehr erwachsene Raucher. Das Rauchen in Wohnräumen war in 37,4% der Familien erlaubt. Zu Studienbeginn lebte in 54% der 1282 Familien ein Kind im Haushalt, 69,8% der Kinder besuchten eine Kindertagestätte. Arbeitslosigkeit bei mindestens einem Elternteil lag in 28,3% der Familien vor. Ein Anteil von 14,2% war alleinerziehend. Ergebnisse zum Effekt der Intervention werden aktuell analysiert und vorgestellt.

Schlussfolgerung: Die potenzielle Exposition von Kleinkindern gegenüber Tabakrauch in der Wohnung ist hoch. Ergebnisse der Studie geben Aufschluss darüber, ob sich die Intervention als wirksam erweist hinsichtlich der Rauchfreiheit im häuslichen Umfeld.