Suchttherapie 2013; 14 - S_33_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351533

Pharmakologisches Neuroenhancement – Status Quo

D Moesgen 1, M Klein 1
  • 1Katholische Hochschule NRW, Köln

Einleitung: Das Thema „Neuroenhancement“ ist in jüngster Zeit immer wieder in den Mittelpunkt des medialen Interesses gerückt. Dennoch ist dieses recht neue Phänomen bislang wenig wissenschaftlich untersucht, erst in den letzten Jahren haben sich Forschungsgruppen auf diesen Bereich konzentriert. In den USA sind die Epidemiologie des Konsums und die Motivlage unter Collegestudenten gut erfasst. Ergebnisse dieser Studien ergeben teils hohe Prävalenzen, vor allem bei bestimmten Subgruppen von Studierenden. Im europäischen Raum gibt es nur ein überschaubare Anzahl von Studien, die sich dem Thema des Neuroenhancements widmet, sowohl hinsichtlich Prävalenzen auch zu bezüglich der Motivlage.

Methode: Es erfolgte eine Sichtung der Literatur über die wenigen Studien über NE in Europa und Deutschland. Dabei wurden Studien einbezogen, die sich entweder ausschließlich auf NE oder auf NE als einen Aspekt von Substanzkonsum bzw. von allgemeinem Gesundheitsverhalten konzentrieren. Die meisten Untersuchungen beziehen sich auf Studierende oder Erwerbstätige. Die wichtigsten quantitativen Resultate werden dargestellt und bisherige Ergebnisse zur Motivlage zusammengetragen.

Diskussion/Ergebnisse: Die Zahlen zum Phänomen des NE sind in Europa insgesamt uneinheitlich, es gibt aber Hinweise auf teilweise hohe Prävalenzen sowie auf eine hohe generelle Einnahmebereitschaft, vor allem beim akademischen Nachwuchs. Bezüglich der Motivlage zeigen erste Daten, dass die Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit vor dem Hintergrund einer Verdichtung der Arbeitsmenge, Termindruck und einer kompetetiven Arbeitskultur als Hauptmotiv gilt.

Schlussfolgerung: Die Zahlen liefern erste Hinweise darauf, dass sich NE zu einem ernst zu nehmenden Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt, vor allem in der modernen Arbeitswelt bzw. in deren Vorstufe. Noch fehlen Studien, die stärker zwischen besonderen Berufsgruppen unterscheiden, im Besonderen in Hinblick auf Professionen, in denen ein hoher Leistungsdruck vorherrscht. Vor allem die Ursachenforschung zu NE muss stärker ausgebaut werden und sich dabei auf Faktoren des Arbeitskontextes, aber auch auf soziale und persönliche Aspekte konzentrieren.