Suchttherapie 2013; 14 - S_33_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351535

studidoping.de – Ergebnisse einer Onlinestudie zu Neuroenhancement und studentischem Leben

K Bösel 1
  • 1AGJ Suchtberatung Heidelberg

Einleitung: Untersuchungsgegenstand der durchgeführten Studie ist die Prävalenz und Motivationslage bzgl. Neuroenhancement (NE) unter Studierenden. Theoretisch gründet die Studie auf den zunehmenden Individualisierungsprozessen, der Leistungszunahme in der Gesellschaft, Stresserleben und -bewältigung und den bisher durchgeführten Studien in Deutschland und den USA. Neben der Verbreitung von NE und der aktuellen Situation der Studierenden wurden inhaltlich Stresserleben und -bewältigung, Zufriedenheit mit der Lebenssituation und Drogenvorerfahrungen erfasst.

Methode: Für die quantitative Untersuchung wurde ein Fragebogen erstellt, dessen Items auf der Grundlage der Hypothesen basieren und um die Items des PASA-Fragebogens (Gaab, 2009) ergänzt wurden. Um den Zugang zur Umfrage zu erleichtern, wurde die Befragung online durchgeführt und hierfür die Homepage www.studidoping.de eingerichtet. Die Umfrage war ca. drei Monate online. Die Daten wurden mit dem Statistikprogramm SPSS 20 für Mac ausgewertet. Als statistische Verfahren wurden überwiegend der Chi-Quadrat-Test, Korrelationsberechnungen und der T-Test verwendet.

Diskussion/Ergebnisse: Es wurde deutlich, dass nur ein kleiner Anteil (5,8%) der Studierenden NE betreibt. Insgesamt haben 360 Studierende an der Umfrage teilgenommen. Fast 90% haben bereits von der Möglichkeit des NE gehört, 61,9% der Neuroenhancer (NEs) und 14,5% der Non-Neuroenhancer (Non-NEs) wären bereit für ein NE ohne Nebenwirkungen. Motive für die Einnahme sind eine höhere Konzentrationsfähigkeit, höhere Aufmerksamkeit, höhere Wachsamkeit und geringere Müdigkeit. Die NEs weisen einen höheren Drogenkonsum auf. Unterschiede zwischen den verschiedenen Studiengängen konnten nicht festgestellt werden. NEs berichten von einer höheren Unzufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation und haben eine geringere Zuversicht in anstehende Prüfungen und die Zukunft und erleben einen höheren Leistungsdruck im Studium.

Schlussfolgerung: Es gibt eine Bereitschaft für NE, die weiterhin beobachtet werden sollte, da die weitere Entwicklung bzgl. NE-Präparate unklar ist. Aufgrund der besonderen Lebenssituation der Studierenden sind weitere Untersuchungen bzgl. Belastungen im Alltag notwendig, sodass zwischen hochschulinternen und persönlichen Faktoren differenziert und diese genauer erfasst werden können. Präventive Maßnahmen sollten daran anknüpfen.