Suchttherapie 2013; 14 - S_34_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351539

Effekte eines Unterrichtsprogramms zur Primärprävention problematischen Glücksspiels bei Jugendlichen

B Walther 1, R Hanewinkel 1, M Morgenstern 1
  • 1IFT-Nord gGmbH, Kiel

Einleitung: Im deutschsprachigen Raum besteht ein Mangel an evaluierten Programmen zur Primärprävention des problematischen Glücksspiels. Vor diesem Hintergrund wurde ein Unterrichtscurriculum zur Primärprävention problematischen Glücksspiels für das schulische Setting entwickelt und evaluiert.

Methode: Es wurde eine cluster-randomisierte Kontrollgruppenstudie mit zwei Messzeitpunkten an 27 Schulen in Schleswig-Holstein durchgeführt. Insgesamt nahmen 102 Klassen und 2.109 Schülern/-innen im Alter von 10 bis 15 Jahren an der Studie teil. In der Interventionsgruppe wurde das Unterrichtsprogramm „Vernetzte www.Welten“ durch geschulte Lehrkräfte umgesetzt, in der Kontrollgruppe erfolgte keine spezifische Intervention. Zur Prüfung der Programmeffekte wurden vor und nach Abschluss der Intervention das Wissen und die Einstellungen der Schüler/-innen zum Glücksspiel sowie die Lebenszeitprävalenz und die aktuelle Glücksspielteilnahme erhoben.

Diskussion/Ergebnisse: Zur Baseline berichteten 6,7 Prozent der Schüler/-innen aktuell an Glücksspielen teilzunehmen, die Lebenszeitprävalenz betrug 30,0 Prozent. Es zeigten sich signifikante Programmeffekte in Form eines Zuwachses an Wissen (d = 0,18) und einer Reduktion problematischer Einstellungen zum Glücksspiel (d = 0,15) sowie einer verminderten Spielteilnahme (d = 0,02). Das Programm nahm keinen signifikanten Einfluss auf den Einstieg in das Glücksspielverhalten.

Schlussfolgerung: Die Teilnahme an einer 90-minütigen Unterrichtseinheit zu Glückspiel verbesserte das Wissen über Glücksspiel, veränderte problematische Einstellungen und reduzierte die Glücksspielteilnahme von Jugendlichen. Da es sich um unmittelbare Effekte kurz nach Abschluss des Unterrichtsprogramms handelt, sind weitere Analysen hinsichtlich der längerfristigen Effekte notwendig.