Kein Alkohol für stillende Mütter – ein Fall von Zahlenblindheit

Einleitung: Es steht außer Frage, dass stärkerer Alkoholkonsum während der Schwangerschaft die Gesundheit der ungeborenen Kinder massiv gefährdet und daher ist der Rat an werdende Mütter, im Interesse ihrer ungeborenen Kinder während der Schwangerschaft möglichst alkoholabstinent zu leben, aus präventiver Sicht gerechtfertigt. Wichtig ist hier allerdings Sachlichkeit, um besorgte Frauen, die bis zum Nachweis der Schwangerschaft moderat Alkohol getrunken haben, nicht ungerechtfertigterweise zu verunsichern und zu ängstigen. Häufig raten Präventions- und Schwangerschaftsbroschüren auch stillenden Müttern, während der Stillzeit auf Alkohol zu verzichten bzw., falls sie vorhaben Alkohol zu trinken, vor dem Konsum Muttermilch abzupumpen, um den Säugling nicht durch Alkohol in der Muttermilch zu gefährden. Wer diesen Ratschlag gibt, überträgt die begründeten Warnungen die Schwangerschaft betreffend einfach auf die Stillzeit danach, ohne sich mit der Frage, ob hier tatsächlich eine Gefährdung für das gestillte Kind entstehen kann, kritisch auseinanderzusetzen – obwohl eine Überprüfung dieser Annahme, basierend auf seit langem bekannten Formeln und empirischen Fakten leicht möglich ist.

Methode: Berechnungen basierend auf physiologischen Parametern und der Widmark'schen Formel unter Berücksichtigung des Faktums der „doppelten Verdünnung“.

Diskussion/Ergebnisse: Nachweis, dass die vom Säugling über die Muttermilch aufgenommene Menge Alkohol vernachlässigbar gering ist.

Schlussfolgerung: Exzessiver Alkoholkonsum von Müttern und Vätern ist ohne Zweifel ein Risikofaktor in der Entwicklung von Kindern und kann zahlreiche negative Folgen haben. Davon betroffen sind jedoch Kinder in allen Altersstufen und unabhängig davon, ob eine Mutter stillt oder nicht. Der Rat an Eltern, bloß in moderatem Ausmaß Alkohol zu konsumieren, ist daher für die gesamte Zeit der Elternschaft adäquat. Der Rat an stillende Mütter, vor dem Alkoholkonsum Milch abzupumpen, um den Säugling nicht durch den Alkoholgehalt der Muttermilch zu gefährden, ist allerdings grotesk – ein Indiz für Leichtgläubigkeit und Zahlenblindheit (Paulos, 1990) unter SuchtexpertInnen.