Suchttherapie 2013; 14 - S_41_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351559

Erwerbstätigkeit und Sucht – Epidemiologische und soziodemographische Daten aus der Deutschen Suchthilfestatistik 2007 – 2011

I Kipke 1
  • 1Institut für Therapieforschung, DBDD, München

Einleitung: Zum einen werden Veränderungen des Erwerbsstatus der Klienten in ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen von 2007 bis 2011 beschrieben sowie ausgewählte Hauptdiagnosen (HD) miteinander verglichen. Zum anderen erfolgt eine Gegenüberstellung von soziodemographischen und epidemiologischen Parametern von Klienten des Jahres 2009, die nach Sozialgesetzbuch (SGB) II und III erwerbslos waren und Klienten mit anderem Erwerbsstatus.

Methode: Es handelt sich um eine deskriptive Reanalyse der soziodemographischen Daten, die im Rahmen der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) dokumentiert wurden. Im ambulanten Bereich lag die Zahl der betrachteten Fälle pro Jahr zwischen 107.041 aus 720 Einrichtungen (2007) und 155.276 aus 779 Einrichtungen (2009); im stationären Setting zwischen 24.586 aus 147 Einrichtungen (2007) und 39.329 aus 189 Einrichtungen (2010). Eine Sonderauswertung des Jahres 2009, die ausschließlich Klienten beinhaltet, die in den letzten sechs Monaten vor Betreuungsbeginn nach SGB II oder SGB III arbeitslos gemeldet waren, enthält 55.479 Fälle aus 779 ambulanten sowie 14.990 Fälle aus 157 stationären Einrichtungen.

Diskussion/Ergebnisse: Seit 2007 liegt die Arbeitslosenquote in stationären Einrichtungen (2011: 48,5%) zwischen sieben und neun Prozentpunkten über der in ambulanten Einrichtungen (2011: 39,1%). Bei HD Opioide ist die Arbeitslosenquote aktuell (2011) am höchsten (ambulant: 59,9%; stationär: 64,7%) und bei HD Stimulanzien am zweithöchsten (ambulant: 42,7%; stationär: 60,6%). Deutliche Veränderungen der Arbeitslosenquote zwischen 2007 und 2011 zeigen sich in stationären Einrichtungen bei HD Kokain (+5,0 Prozentpunkte), HD Opioide (+7,2 Prozentpunkte) und HD Stimulanzen (+13,7 Prozentpunkte). Weitere vorläufige Ergebnisse weisen darauf hin, dass arbeitslose Klienten über weniger persönliche und soziale Ressourcen verfügen sowie Konsumfrequenz und Abbruchquote höher sind als bei als bei nichtarbeitslosen Klienten.

Schlussfolgerung: Einerseits scheint es angezeigt, erwerbslose Klienten möglichst in den Arbeitsmarkt zu (re-)integrieren, da Arbeit einen starken Rückfall protektiven Faktor darstellt, andererseits sollte bei Klienten, bei denen eine Integration in den Arbeitsmarkt unwahrscheinlich ist, besonderes Augenmerk auf andere Formen der Rückfallprävention gelenkt werden.