Suchttherapie 2013; 14 - S_41_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351561

Wieviel Gemeinschaft braucht die Suchthilfe? Oder: Totgesagte leben länger!

C Remmert 1
  • 1ADV, Fachklinik F42, Berlin

Einleitung: Der Beitrag setzt sich mit der gegenwärtigen Entwicklung der Fachkliniken vor dem Hintergrund der Premos-Studie zur Substitutionstherapie auseinander.

Methode: Anhand des Vergleichs der Premos-Stichprobe mit einem Patientenjahrgang einer Berliner Fachklinik wird festgestellt, dass die Patientenpopulationen sich nicht maßgeblich unterscheiden. Allerdings werden unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Die Abstinenzrate bei substituierten Patienten ist gering, das Ziel einer Abstinenz sollte auch aus Gründen der Risikominimierung eher nicht verfolgt werden. Im Gegensatz dazu berichten Studien wie Fischer et al., SuchtAkuell 3, 2012, S. 42ff hohe Abstinenzraten in Katamnesen und eine überwiegende Integration der Patienten in den Arbeitsmarkt, was für die Erreichung wesentlicher Teilhabeziele durch abstinenzorientierte Rehabilitation spricht. Daten der Fachklinik werden zusätzlich analysiert. Die Veränderungsprozess, denen die Fachkliniken in den letzten Jahren unterworfen waren, ihre Annäherung an die bewährten (medizinischen) Standards anderer Einrichtungen und damit die Öffnung für neue Behandlungsansätze werden nachgezeichnet

Diskussion/Ergebnisse: Wesentliche Teilhabeziele werden kaum und deutliche Veränderungen der psychischen Gesundheit bei substituierten Drogenabhängigen durch Substitutionstherapie nicht erreicht. In der Premosstudie erreichen ausschließlich abstinente Patienten signifikante Verbesserungen in der Lebenszufriedenheit, die auch deutlich über der aller anderen Vergleichsgruppen liegt, z.B. der Gruppe der Patienten in stabiler Substitutionstherapie. Abstinenztherapie erreicht wesentliche Ziele in Bezug auf Teilhabe, allerdings sind die Rückfallquoten weiterhin hoch und die Vernetzung mit Angeboten der ambulanten medizinischen Versorgung oft unbefriedigend.

Schlussfolgerung: Es werden Strategien und Ideen abgeleitet, wie Substitutionstherapie und abstinenzorientierte, stationäre Rehabilitation besser kooperieren könnten. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit werden als bei weitem noch nicht ausgeschöpft eingeschätzt. Ein konkretes Beispiel aus Berlin zur Integration von substituierten Patienten in eine Entwöhnungsbehandlung wird vorgestellt.