Suchttherapie 2013; 14 - S_43_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351567

S3-Leitlinienentwicklung Kurzintervention bei schädlichem und abhängigem Alkoholgebrauch

HJ Rumpf 1, G Bischof 2, R Demmel 3, J Freyer-Adam 4, G Kremer 5, T Neumann 6, N Wirth 3, E Hoch 7
  • 1Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie
  • 2Universität zu Lübeck
  • 3Münster
  • 4Greifswald
  • 5Bielefeld
  • 6Berlin
  • 7Mannheim

Einleitung: Kurzinterventionen sind insbesondere unter dem Gesichtspunkt eines bevölkerungsbasierten Ansatzes zur Versorgung von Menschen mit schädlichem und abhängigem Alkoholgebrauch ein zentrales Mittel. Sie lassen sich in vielen Setting durchführen und sind für pro-aktive Interventionen geeignet. Zu den möglichen Settings gehören die primärmedizinische Versorgung (Hausarztpraxen und Krankenhäuser) sowie der Arbeitsplatz. Im Rahmen der Entwicklung der S3-Leitlinien wurden für den Bereich der Kurzinterventionen Empfehlungen erarbeitet, welche die veraltete S2-Leitlinie ablösen. Die Empfehlungen wurden bereits konsentiert.

Methode: Die Arbeitsgruppe hat im ersten Schritt Quellleitlinien hinsichtlich der zu beantwortenden klinischen Fragstellungen gesichtet. Weiterhin wurden Metaanalysen herangezogen. In zwei Fällen wurden eigene systematische Recherchen durchgeführt. In den übrigen Fragestellungen wurden auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Literatur Klinische Konsenspunkte (KKP) bestimmt.

Diskussion/Ergebnisse: Die Allgemeine Wirksamkeit von Kurzinterventionen konnte auf Basis von Quellleitlinien bestätigt werden, ebenso die Wirksamkeit bei der Zielgruppe der riskanten Konsumenten; es handelt sich um Soll-Empfehlungen (A). Bei Rauschtrinkern wurde eine B-Empfehlung (Sollte-Empfehlung) ausgesprochen und bei Abhängigkeit auf Grund der unklaren Evidenz eine Kann-Empfehlung (0). Weitere A-Empfehlungen konnten für die Wirksamkeit in der primärmedizinischen Versorgung sowie bei beiden Geschlechtern ermittelt werden. Auf Basis Klinischer Konsenspunkte (KKP) gilt die Wirksamkeit auch bei älteren Menschen als belegt, hingegen nicht für das Setting Arbeitsplatz. Für Personen mit gleichzeitig vorliegender komorbider psychischer Störung ist die Datenlage schwach, es resultiert eine Sollte-Empfehlung im Rahmen eines KKPs. Es wurden keine Hinweise auf fehlende Wirksamkeit spezifischer Formen von Kurzinterventionen und unerwünschte/schädliche Wirkungen gefunden (beides KKP).

Schlussfolgerung: Die Leitlinie liefert klare Anhaltspunkte und Empfehlungen für den Einsatz von Kurzinterventionen. Für viele Settings und Subgruppen konnte die Wirksamkeit belegt werden. Es besteht noch Forschungsbedarf für die Bereiche Rauschtrinken, Abhängigkeit, Komorbidität und Arbeitsplatz.