Suchttherapie 2013; 14 - S_44_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351572

RISCA – Risiko und Schutzfaktoren für eine Entwicklungsgefährdung erfassen und prognostizieren – Studiendesign und erste Ergebnisse zur Rekrutierung

H Kuttler 1, M Paul 2, H Pradel 2, E Bitzer 2, R Group 3
  • 1Villa Schöpflin gGmbH, Lörrach-Brombach
  • 2Päd. Hochschule Freiburg
  • 3diverse Standorte

Einleitung: Bisher gibt es kaum Erkenntnisse zum weiteren Entwicklungsverlauf nach stationär behandelten Alkoholvergiftungen im Kindes- und Jugendalter und keine evidenzbasierte Möglichkeit zu unterscheiden, ob eine Kurzintervention wie z.B. im Rahmen des Präventionsprojektes „Hart am Limit“ (HaLT) ausreicht oder ob intensiverer Beratungsbedarf besteht und ggf. Maßnahmen zur Abwehr von Kindeswohlgefährdung getroffen werden müssen. Daher soll ein Instrument zur Erhebung von Risiko- und Schutzfaktoren bei Alkoholvergiftungen im Kindes- und Jugendalter (RiScA) entwickelt und hinsichtlich seines prognostischen Wertes für mittel- und langfristige Entwicklungsgefährdungen validiert werden.

Methode: In einer prospektiven Kohortenstudie werden 400 Minderjährige vor der HaLT-Kurzintervention mittels einer Testversion des RiScA am Krankenbett und nach 6 Monaten telefonisch nachbefragt. Die Testversion des RISCA basiert auf mehrheitlich validierten (Sub)Skalen und Einzelitems (u.a. Communities That Care-Programm, Kinder- und Jugendsurvey des Robert-Koch-Instituts, Rostocker-Suchtstärke-Interview, European School Project on Alcohol and other Drugs, CRAFFT-d, Childhood Trauma Questionnaire, AUDIT-C) und umfasst 55 Frageblöcke bestehend aus 283 Items aus den Bereichen Wohngegend, Familie, Freunde, Schule und Individuum. Geplant sind zunächst Auswertungen zur psychometrischen Güte und in einem weiteren Schritt zur Prognosefähigkeit des Fragebogens.

Diskussion/Ergebnisse: Die Rekrutierung der Jugendlichen für die Erstbefragung begann in 06/2012 an 9 HaLT-Standorten in 6 Bundesländern. In 03/2013 liegen 176 Fragebögen vor. Die bislang rekrutierten Jugendlichen sind im Mittel 15,9 Jahre alt (SD = 1,87) und zu 44% weiblich. Ca. 90% der Fragebogen sind vollständig ausgefüllt, auch bei Fällen mit bestehender Entwicklungsgefährdung. Erste Analysen zur psychometrischen Güte sind vielversprechend. 12/2012 begann die Nachbefragung, bisher wurden 45 Telefoninterviews durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die bisherigen Erfahrungen aus der Feldphase belegen die Machbarkeit des Vorgehens bei Erstbefragung und Telefoninterviews. Die bislang rekrutierten Jugendlichen entsprechen hinsichtlich ihrer demographischen Daten gut den im Allgemeinen durch die Kurzintervention erreichten Jugendlichen. Vorgestellt werden Erfahrungen zur Machbarkeit der Studie und erste Ergebnisse zur psychometrischen Prüfung.