Suchttherapie 2013; 14 - S_46_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351580

Faktoren der Remission ohne formelle Hilfen bei pathologischen Glücksspielern

A Bischof 1, C Meyer 2, G Bischof 1, N Kastirke 2, D Gürtler 2, U John 2, HJ Rumpf 1
  • 1Universität Lübeck ZIP
  • 2Universitätsmedizin Greifswald

Einleitung: Ähnlich wie bei alkoholbedingten Störungen nehmen nur wenige pathologische Glücksspieler professionelle Hilfe in Anspruch, um ihre Sucht zu überwinden. Internationale Studien gehen davon aus, dass 66 bis 82% der pathologischen Spieler ohne Hilfen remittieren (Slutske, 2006, Slutske et al. 2009). Im Beitrag werden die Faktoren untersucht, in denen sich pathologische Spieler mit und ohne Inanspruchnahme formeller Hilfen unterscheiden.

Methode: Die Stichprobe umfasst 163 remittierte pathologische Spieler, die über zwei verschiedene Rekrutierungswege (repräsentative Stichprobe und Selbstmelder) im Rahmen des Projektes PAGE rekrutiert wurden. Von diesen gaben 33,7% an, ohne formelle Hilfen die Spielsucht überwunden zu haben, 6,1% gaben eine geringe Nutzung und 60,1% eine intensive Nutzung des Hilfesystems an. Die zu prüfenden Faktoren komorbide psychische Störungen, spielbezogene Probleme, soziodemographische Variablen und soziale Ressourcen wurden in einem standardisierten klinischen Interview erhoben. Die Gruppen wurden zunächst univariat, dann in einer multinomialen logistischen Regression hinsichtlich unterstützender Faktoren der Remission miteinander verglichen.

Diskussion/Ergebnisse: Remittierte pathologische Glücksspieler mit nur geringfügiger Inanspruchnahme formeller Hilfen unterscheiden sich nicht signifikant von Remittierten, die keine formelle Hilfen in Anspruch nahmen. Intensive Inanspruchnehmer waren signifikant älter als ohne Hilfe Remittierte (46,6 vs. 40,4 Jahre, adjusted odds ratio (OR) 1,18, 95%-CI 1,08 – 1,28, p = 0,000), hatten mehr DSM-IV Kriterien erfüllt (MW: 7,07 vs. 8,98, OR 2,22, 95%-CI 1,39 – 3,55, p = 0,001) und berichteten mehr negative Konsequenzen des Glücksspielens (OR 1,12, 95%-CI 1,003 – 1,240, p = 0,044). Remittierte ohne Inanspruchnahme formeller Hilfen waren länger remittiert als diejenigen mit intensiver Inanspruchnahme (MW: 10,0 vs. 5,8 Jahre, OR 0,83, 95%-CI 0,77 – 0-91, p = 0,000). Weiterhin werden im Beitrag Zusammenhänge zu Erkrankungsdauer, Gründe für die Nicht-Inanspruchnahme, subjektiv relevante Lebensbereiche und Coping Behavior präsentiert.

Schlussfolgerung: Die Daten sprechen dafür, dass das Suchthilfesystem nur die Menschen mit schwererer Beeinträchtigung durch das Glücksspielen erreicht. Die Entwicklung von geeigneten Frühinterventionen für pathologische Glücksspieler scheint dringend geboten.