Suchttherapie 2013; 14 - S_46_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351581

Persönlichkeitsstörungen und Remission bei pathologischem Glücksspielen

HJ Rumpf 1, A Bischof 2, G Bischof 2, N Kastirke 3, U John 3, C Meyer 3
  • 1Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie
  • 2Universität zu Lübeck
  • 3Greifswald

Einleitung: Pathologische Glücksspieler haben häufig komorbide Persönlichkeitsstörungen. Es gibt kaum Befunde, wie sich diese auf behandelte oder unbehandelte Remissionsprozesse auswirken. Remissionen ohne formelle Hilfe sind bei pathologischen Glücksspielern sehr häufig. Der Beitrag prüft, ob Persönlichkeitsstörungen dabei einen hemmenden Faktor darstellen.

Methode: Die Daten entstammen der Studie Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie (PAGE). Hier wurden über eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe pathologische Glücksspieler identifiziert. Ergänzend wurden Selbstmelder über Presseaufrufe und Werbung in Suchtberatungsstellen, Selbsthilfeeinrichtungen, Schuldnerberatungsstellen und Bewährungshilfe rekrutiert. Insgesamt standen Daten von 341 pathologischen Spielern zur Verfügung. Die Diagnostik erfolgte für das pathologische Glücksspielen mithilfe des Composite International Diagnostic Interview (CIDI). Persönlichkeitsstörungen wurden mit dem Strukturierten Klinischen Interview für DSM-IV (SKID-II) erfasst.

Diskussion/Ergebnisse: Beim Vergleich der Remittierten insgesamt mit den nicht Remittierten zeigte sich, dass die Rate der Persönlichkeitsstörungen in der Gruppe der Remittierten geringer war (23,3% vs. 39,4%). Eine fehlende Remission war besonders mit antisozialer und selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung verbunden. Es zeigten sich hingegen keine signifikanten Unterschiede im Vorliegen von Persönlichkeitsstörungen zwischen pathologischen Glücksspielern, die mit (21,7%) oder ohne formelle Hilfe (26,4%) remittierten.

Schlussfolgerung: Die Daten weisen auf, dass sich Persönlichkeitsstörungen insgesamt hemmend auf die Erreichung einer Remission auswirken können. Daher sollten Hilfeangebote darauf ausgerichtet sein. Allerdings war die Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen bei ohne formelle Hilfe Remittierten nicht geringer als bei behandelten Remittierten. Zu erwarten war, dass Pathologische Glücksspieler mit Persönlichkeitsstörungen eher durch Behandlung remittieren. Daraus ergibt sich, dass für den unbehandelten Verlauf komorbide Persönlichkeitsstörungen keine ungünstige Prognose darstellen. Somit könnten auch Kurzinterventionen, die den unbehandelten günstigen Verlauf beschleunigen, für diese Gruppe eine geeignete Interventionsform darstellen.