Suchttherapie 2013; 14 - S_47_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351584

Unterschiede in der alkoholbedingten Mortalität nach sozioökonomischem Status – eine Metaanalyse

C Probst 1, M Roerecke 2, S Behrendt 3, J Rehm 4
  • 1Dresden
  • 2CAMH, UofT, Toronto
  • 3TUD, Dresden
  • 4TUD, UofT, CAMH, Toronto

Einleitung: Alkohol ist weltweit für etwa 4% aller Todesfälle verantwortlich und mit dem Risiko einer Reihe von Erkrankungen verbunden. Aus der Forschung zu Mortalität und sozioökonomischem Status (SES) ist bekannt, dass niedriger SES mit erhöhtem Mortalitätsrisiko einhergeht. Die vorliegende Metaanalyse verfolgte das Ziel, 1) das Relative Risiko alkoholbedingter Mortalität bei niedrigem SES (gemessen über Bildung, Beruf, Berufsstand und Einkommen) zu quantifizieren und 2) zu untersuchen, ob die sozioökonomischen Unterschiede im Risiko alkoholbedingter Todesursachen signifikant größer sind als jene der Gesamtmortalität.

Methode: Die Metaanalyse richtet sich nach den Qualitätsrichtlinien „Meta-analysis of Observational Studies in Epidemiology“ (MOOSE). Es wurde eine systematische Literaturrecherche auf den Onlinedatenbanken Web of Science, PsychINFO, MEDLINE und ETHO durchgeführt. Die Entscheidungen über Einschluss wurden nach zuvor festgelegten Kriterien in Übereinstimmung zwischen JR, MR und CP getroffen. Um das Relative Risiko alkoholbedingter Mortalität zu dem der Gesamtmortalität ins Verhältnis zu setzen wurden Ratios of Relative Risk (RRR) berechnet. Die Auswertung erfolgte je Geschlecht und Maß des SES über Random Effects Metaanalysen mithilfe der Statistiksoftware STATA 11.

Diskussion/Ergebnisse: Die Literaturrecherche führte zu insgesamt 23 auswertbaren Studien. Die Daten erfassten etwa 175 Millionen Personen und 2.850.000 Todesfälle einschließlich 160.000 alkoholbedingter Todesfälle aus 14 Ländern. Für Bildung, Beruf und Einkommen wurden je Geschlecht signifikante Relative Risiken alkoholbedingter Mortalität zwischen 1,75 (95% KI: 1,21 – 2,54) und 4,89 (95% KI: 3,00 – 7,93) nachgewiesen. Der Vergleich zur Gesamtmortalität ergab signifikante RRR zwischen 1,47 (95% KI: 1,12 – 1,93) und 1,95 (95% KI: 1,64 – 2,32).

Schlussfolgerung: Die vorliegende Arbeit zeigt, dass mit niedrigem SES ein auch gegenüber der Gesamtmortalität erhöhtes Relatives Risiko verbunden ist, an alkoholbedingten Todesursachen zu sterben. Dies lässt schließen, dass Alkohol eine bedeutsame Rolle in der Auswirkung ungünstiger Lebensumstände auf die Sterblichkeit zukommt. Die Ergebnisse geben damit wichtige Hinweise auf Zielgruppen für Präventionsprogramme zur Reduktion des durch alkoholbedingte Mortalität verursachten gesellschaftlichen Schadens.