Suchttherapie 2013; 14 - S_49_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351593

Risikofaktoren für die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit – Lernmechanismen und deren neuronale Korrelate

M Garbusow 1, M Sebold 1, N Bernhardt 2, S Nebe 2, C Hägele 1, E Friedel 1, A Beck 1, J Keller 1, MN Smolka 2, A Heinz 1
  • 1Charité Campus Mitte, Klinik für Psychiatrie, Berlin
  • 2Uniklinikum Dresden

Einleitung: In Industrieländern gibt es eine hohe Prävalenz von riskantem Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit; in Deutschland allein betreiben 6 Millionen Menschen riskanten Alkoholkonsum. Besonders kritisch ist dabei zu sehen, dass riskanter Alkoholkonsum oft bereits im Jugendalter bzw. jungen Erwachsenenalter auftritt. Gerade in dieser Altersspanne können wesentliche neuronale Veränderungen durch den Alkoholkonsum beobachtet werden, welche mögliche Risikofaktoren für die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit dargestellen können. Der Fokus liegt hierbei auf veränderten Lernmechanismen und deren neuronalen Korrelaten. So wird angenommen, dass Abhängigkeit ein erlerntes Verhaltensmuster ist. Dabei spielen vor allem instrumentelle Konditionierungsprozesse sowie drogen- und stressspezifische Wirkungen auf (u.a. glutameterge und dopaminerge) Transmittersysteme, die für belohnungsabhängiges Lernen enkodieren, und deren Auswirkung auf neuronale Vorgänge eine wichtige Rolle.

Methode: Im Rahmen der bizentrisch an der Charité und dem Universitätsklinikum Dresden durchgeführten Studie „Learning in Alcohol Dependence“ (LeAD, www.lead-studie.de) werden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) Lernmechanismen untersucht, die der Entstehung eines riskanten Trinkverhaltens zugrunde liegen können. Neben einer intensiven diagnostischen Untersuchung werden Impulsivität, genetische Marker und die Familiengeschichte bezüglich der Alkoholabhängigkeit erfasst. Außerdem werden während der fMRT-Messung Lernmechanismen untersucht, wobei sowohl klassische als auch instrumentelle Konditionierungsprozesse und deren Transfer und modellfreies sowie modellbasiertes Lernen erhoben werden. Um den Einfluss dieser Risikofaktoren auf die Entstehung der Alkoholabhängigkeit zu erfassen, werden wir 18-jährige Männer mit hohem versus niedrigem Alkoholkonsum prospektiv über einen Zeitraum von drei Jahren untersuchen.

Diskussion/Ergebnisse: Es werden erste behaviorale und neuronale Pilotdaten vorgestellt und diskutiert, die einen Hinweis auf Unterschiede im Konditionierungslernen zwischen Jugendlichen mit gefährlichem Alkoholkonsum und solchen mit gesunden Trinkverhalten aufzeigen.

Schlussfolgerung: Im Rahmen der LeAD-Studie werden prädisponierende Faktoren für die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit weiter aufgeklärt: Dies kann zur Verbesserung einer zielgerichteten Prävention beitragen. Dadurch ergeben sich wesentliche Aspekte um, insbesondere in der Altersgruppe der Adoleszenten und jungen Erwachsenen, die Prävalenz und Schwere der Alkoholabhängigkeit zu senken.