Suchttherapie 2013; 14 - S_49_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351594

Wege aus der Alkoholabhängigkeit: Welche Rolle spielen Lernmechanismen und deren neuronale Korrelate beim Rückfallgeschehen?

M Sebold 1, M Garbusow 1, C Sommer 2, J Wendt 1, A Beck 1, C Haegele 1, E Friedel 1, U Zimmermann 2, A Heinz 1
  • 1Charité, Universitätsmedizin, Berlin
  • 2Uniklinikum Dresden

Einleitung: Patienten die unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, jedoch aktuell abstinent sind, zeigen konditionierte Reaktionen auf suchtspezifische Reize, die sich deutlich von gesunden Kontrollprobanden unterscheiden. Laut neurobiologischen Theorien zur Suchtentstehung führen klassische Konditionierungsvorgänge dazu, dass ehemals neutralen Reizen Bedeutsamkeit zugeschrieben wird und sie somit verhaltensrelevant werden. Im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass assoziative Lernvorgänge durch phasische dopaminerge Fehlersignale moduliert werden. Bildgebende Studien weisen darüber hinaus darauf hin, dass funktionelle und strukturelle Veränderungen innerhalb des mesolimbischen Dopaminsystems bei entgifteten alkoholabhängigen Patienten das neurobiologische Korrelat von Verlangen und Rückfall bilden.

Methode: Bisher existieren keine Untersuchungen, in denen neuroadaptive Veränderungen der Alkoholabhängigkeit mit Veränderungen in klassischen Konditionierungsprozessen in Zusammenhang gebracht werden. Die bizentrisch an der Charité und dem Universitätsklinikum Dresden durchgeführte Studie zum Thema „Learning in Alcohol Dependence (LeAD)“ untersucht, wie klassische Konditionierungsvorgänge im Rahmen der Sucht dazu beitragen, dass ehemals neutrale Reize übersteigerten Anreiz erfahren. Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) werden hierbei neuronale Korrelate der erhobenen Lernparameter erfasst und mit dem prospektiven Rückfall der Patienten in Zusammenhang gebracht.

Diskussion/Ergebnisse: Priliminäre behaviorale und bildgende Ergebnisse mit Fokus auf veränderten Lernmechanismen bei Abhängigkeit werden präsentiert.

Schlussfolgerung: Veränderte Lernmechanismen und Konditionierungsprozesse können wesentlich zum Verständnis und der Behandlung der Alkoholabhängigkeit beitragen. Die Klärung der Frage, warum es insbesondere bereits abstinenten Patienten ohne körperliche Entzugssymptomatik schwer fällt, Alkohol durch alternative belohnende Reize zu ersetzen und welche neuronalen Grundlagen dieser veränderten Wahrnehmung und Verarbeitung suchtspezifischer Reize zugrunde liegen, ist Ziel der aufgeführten Studie.