Suchttherapie 2013; 14 - S_51_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351601

Kontinuität der Hilfe bei alkoholabhängigen Patienten durch eine SMS-Intervention

A Quellmalz 1, J Höppner 2, JM Langosch 3, M Stuppe 4, HJ Freyberger 5, U John 6, M Lucht 5, L Hoffmann 7, S Haug 8, C Meyer 9, G Schomerus 10
  • 1Klinik für Psychiatrie, Universität Greifswald, Stralsund
  • 2Universitätsklinikum, Rostock
  • 3Johanna-Odebrecht Stiftung, Greifswald
  • 4Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, Schwerin
  • 5Universitätsklinikum, Greifswald
  • 6Epidemiologie & Sozialmedizin, Greifswald
  • 7Universität, Greifswald
  • 8ISGF, Zürich
  • 9Epidemiologie & Sozialmedizin, Greifswald
  • 10Universitätsklinikum, Stralsund

Einleitung: Nur ein Teil aller alkoholabhängigen Patienten wird leitliniengerecht behandelt. In der Behandlung stellen chronische Verläufe und häufige Rezidive oft hohe Anforderungen an die Beteiligten des Versorgungssystems. Eine Ausweitung vorhandener Angebote ist allein aus ökonomischen Gründen kein Ausweg. Kostengünstige flexible ambulante telemedizinische Therapiesysteme könnten eine Alternative darstellen.

Methode: Wir führen seit Mai 2012 eine DFG-geförderte multizentrische, kontrollierte, randomisierte Studie zur Wirksamkeit eines interaktiven SMS-basierten Kommunikationssystems zur Trinkmengenverminderung nach Alkoholentgiftung durch (www.controlled-trials.com/ISRCTN78350716). In 4 Studienzentren in Mecklenburg-Vorpommern (Rostock, Greifswald, Schwerin, Stralsund) sollen bis November 2013 insgesamt 462 Probanden eingeschlossen werden. Die Probenden erhalten über 12 Monate automatische SMS mit einer Frage zum aktuellen Hilfebedarf. Bei Alkoholrückfällen oder signalisierten Notlagen erfolgt eine kurze bedarfs- und lösungsorientierte telefonische Intervention. Alkoholkonsum und Psychopathologie werden in Katamnesen nach 3, 6, 9 und 12 Monaten erfasst.

Diskussion/Ergebnisse: Eine vorgeschaltete Pilotstudie lieferte Hinweise für Machbarkeit, Effizienz und Effektivität. Bei Patienten mit Konsummengen im Dosisbereich vergleichbarer Therapiestudien zeigte sich, dass die SMS-Intervention innerhalb von 8 Wochen zu einer Erhöhung des Anteils von Probanden mit “low-risk”-Konsum (WHO) führte (Risk Difference: 0,27, 95% CI: -0,02 – 0,51; χ2= 4.893, p = 0,087; NNT = 3,7).

Schlussfolgerung: In unserem Beitrag diskutieren wir Fragen des Studiendesigns und bisherige Erfahrungen in Hinblick auf eine mögliche Umsetzung des Projekts in die Regelversorgung. Hier beleuchten wir insbesondere ökonomische Aspekte und die Auswirkungen verschiedener Anreize auf die beteiligten Mitspieler bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit.