Suchttherapie 2013; 14 - P3
DOI: 10.1055/s-0033-1351609

Behandlung von Patienten mit Substanzstörungen in ambulanter Psychotherapie nach Änderung der Psychotherapierichtlinie in 2011

S Behrendt 1, J Hoyer 2, G Bühringer 2
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden
  • 2Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden

Einleitung: Die Änderung der Psychotherapierichtlinie in 2011 beinhaltet substantielle Erweiterungen bezüglich der Möglichkeit der Behandlung von Substanzstörungen (Sst) in ambulanter Psychotherapie (AP). Bislang haben Sst im Vergleich zu anderen psychischen Störungen in AP eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir 1) die Häufigkeit der Behandlung jeglicher und spezifischer Sst als primärem bzw. sekundärem Behandlungsanlass in AP und 2) die Einstellung ambulant tätiger Psychologischer Psychotherapeuten (PP) zu den erweiterten Behandlungsmöglichkeiten für Sst in AP.

Methode: N = 1382 von den Kassenärztlichen Vereinigungen gelistete PP in fünf ostdeutschen Bundesländern wurden postalisch befragt. Die Antwortrate betrug 16,6% (N = 229). 69,2% der PP waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 47,9 Jahre (SD 8,5). Als Fachkundenachweis wurde mehrheitlich Verhaltenstherapie genannt (69,9%).

Diskussion/Ergebnisse: Die Vier-Wochen Prävalenz der Behandlung mindestens eines Patienten mit Sst (inkl. Nikotinabhängigkeit) betrug 83,4%. Je nach Substanz und Diagnose (Missbrauch/Schädlicher Konsum, Abhängigkeit) behandelten zwischen 3,1% und 26,6% der PP mindestens einen Patienten mit Sst als primärem Behandlungsanlass (zwischen 2,2% und 46,7% bei Sst als sekundärem Behandlungsanlass). Hierbei entfielen jeweils die höchsten Raten auf Sst durch legale Substanzen. Bezüglich der Einstellungen zur Behandlung von Sst in AP entfielen die höchsten Raten deutlicher Befürwortung auf Sst durch Alkohol, Medikamente und Nikotin (20,3 – 23,4% der PP). Die geringsten Zustimmungsraten entfielen auf Störungen durch illegale Drogen außer Cannabis (5,8%), Opiatabhängigkeit mit Substitution (9,7%) und Cannabisstörungen (13,7%).

Schlussfolgerung: Die Mehrheit der Antwortenden behandelt Patienten mit Sst. Dies unterstreicht die Bedeutung des Themas in Aus- und Weiterbildung von PP sowie der Vernetzung zwischen ambulant tätigen PP und Suchthilfeeinrichtungen. Möglicherweise weisen die Behandlungsraten für primäre Sst auf eine weiterhin eher untergeordnete Rolle von Sst in AP hin. Diese könnte auch durch Vorbehalte oder fehlende Erfahrung bedingt sein. Neben der Information der Psychotherapeuten über die neuen Behandlungsmöglichkeiten sollten Modellversuche zur Identifikation von zur Behandlung in AP geeigneten Substanzstörungsprofilen durchgeführt werden.