Suchttherapie 2013; 14 - P43
DOI: 10.1055/s-0033-1351649

Qualitative Interviewanalysen zum Thema Suchtmittelkonsum in der Schwangerschaft mit Gynäkologinnen und Gynäkologen im Rahmen der IRIS-Studie

A Stiegler 1, K Karacay 1, F Wernz 1, H Abele 2, A Batra 1
  • 1Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen
  • 2Universitäts-Frauenklinik, Tübingen

Einleitung: Im Rahmen der Entwicklung einer individualisierten, internetbasierten Beratungs- und Behandlungsplattform für Frauen, die in der Schwangerschaft Alkohol und/oder Tabak konsumieren (IRIS, www.iris-plattform.de) erfolgte die Ansprache betroffener Schwangerer vorwiegend über niedergelassene und klinisch tätige FrauenärztInnen. Zur Analyse potentieller Einschränkungen, Möglichkeiten und Grenzen der Teilnehmerinnenrekrutierung wurden qualitative Interviews durchgeführt.

Methode: Durchgeführt wurden zwei 90-minütige Fokusgruppen mit in Praxen und Kliniken tätigen Gynäkologinnen und Gynäkologen. Die Fokusgruppen wurden zum Zwecke der qualitativen Auswertbarkeit auf Tonband aufgezeichnet, pseudonymisiert transkribiert und ausgewertet.

Diskussion/Ergebnisse: Einer vorläufigen Auswertung nach wird die Rekrutierung schwangerer Frauen durch folgende Faktoren beeinflusst: die Einstellung der behandelnden Ärzte, die Form der Ansprache des Problems sowie die Motivation der Schwangeren zur Änderung des Problemverhaltens bestimmen den Grad der Inanspruchnahme eines Online-Hilfsangebotes. Die Unsicherheit im Umgang mit der vermeintlich schwierigen Thematik und Zweifel an der eigenen Kompetenz und die Arbeitsbelastung auf Seiten der Ärztinnen und Ärzte sowie der soziale Bildungsgrad und Hintergrund einer Schwangeren beeinflussen neben weiteren Aspekten das Arzt-Patientinnen-Gespräch und die Qualität einer Beratung.

Schlussfolgerung: Das Thema „Suchtmittelkonsum in der Schwangerschaft“ stellt im gynäkologischen Arbeitsfeld eine besondere Herausforderung dar. Mit Übertragung der Beratungsverantwortung an die Frauenärztinnen und Frauenärzte scheint die Zielgruppe nicht ausreichend angesprochen werden zu können. Mögliche Lösungen wären eine Schulung der Ärztinnen/Ärzte sowie die Zurverfügungstellung von Beratungshilfen (Flyer, Interviewleitfaden, Online-Material u.a.).