Z Gastroenterol 2013; 51 - K14
DOI: 10.1055/s-0033-1352654

Der Mohntest: Eine einfache, sensitive und kostengünstige Alternative zur Detektion enterovesikaler Fisteln bei Morbus Crohn

K Hebel 1, M Hartmann 1, F Lenze 2, T Kucharzik 1, C Maaser 1, K Kannengiesser 1
  • 1Städtisches Klinikum Lüneburg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, Lüneburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Münster, Mediznische Klinik B, Münster, Germany

Hintergrund: Durch die transmurale Entzündung neigen Patienten mit Morbus Crohn zur Bildung verschieder Arten von Fisteln. Hierunter sind auch enterovesikale Fisteln, die durch die konsekutiven Harnwegsinfektionen und möglichen Septikämien eine Operationsindikation darstellen.

Zum Teil invasive Standarddiagnostika wie Ultraschall, Endoskopie, MRT und Zystoskopie liefern immer wieder falsch negative Ergebnisse.

In einer retrospektiven Untersuchung haben wir die Sensitivität des einfachen, kostengünstigen und nichtinvasiven Mohntestes an unserem Patientenkollektiv mit Morbus Crohn untersucht.

Methoden: In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Krankenakten aller Patienten, die in unserem Klinikum zwischen 10/2009 und 2/2013 wegen Morbus Crohn operiert wurden, auf das Vorliegen einer enterovesikalen Fistel untersucht.

Ergebnisse: Bei insgesamt 7 Patienten wurden enterovesikale Fisteln operativ entfernt. Bei allen Patienten war präoperativ ein Mohntest durchgeführt worden und positiv ausgefallen; dabei galt die Detektion von Mohnsamen im Urin nach Ingestion von 2 Esslöffeln Mohnsamen in 100 g Joghurt als positiv (Sensitivität 100%). Bei 3 von 6 Patienten wurden die Fisteln mittels MRT (Sensitivität 50%), bei 3 von 7 mittels Ultraschall (42%), bei 4 von 6 mittels Zystoskopie gefunden (66%).

Die Sensitivität dieser Methoden ist somit dem Mohntest deutlich unterlegen.

Bei allen Patienten war während der drei präoperativen Monate eine Koloskopie erfolgt; diese hatte bei allen eine hochgradige Stenose, aber keinen Nachweis einer Fistel ergeben.

Bezüglich der entstehenden Kosten wird ein MRT mit 262€, eine Koloskopie mit 92€, eine Ultraschalluntersuchung mit 16€ und eine Zystoskopie mit 22€ (gemäß GOÄ) berechnet, während ein Mohntest weniger als 1€ kostet und minimalen Personalaufwand bedeutet.

Schlussfolgerung: Nach unseren Erfahrungen sollte der Mohntest als primäre Diagnostik bei allen Patienten mit Verdacht auf enterovesikale Fistel erfolgen. Ein positiver Test beweist das Vorliegen einer enterovesikalen Fistel. Weitere diagnostische Verfahren vor der anstehenden chirurgischen Intervention sollten dann kritisch hinterfragt werden; dies könnte Kosten senken helfen und den Patienten invasive Untersuchungen ersparen.