Problemstellung: Bei makroembolisch bedingtem Schlaganfall stellt die endovaskuläre Wiedereröffnung
des betroffenen Gefäßabschnittes unter Verwendung eines wiederentfernbaren Stentretrievers
eine mittlerweile etablierte Methode bzw. den derzeitigen Goldstandard der radiologisch
interventionellen Therapie dar.
Trotz ähnlicher Rekanalisationsraten scheint in bezug auf das klinische Outcome ein
deutlicher Unterschied zwischen Gefäßverschlüssen in der vorderen und in der hinteren
Zirkulation zu bestehen.
Patienten und Methoden: Im Zeitraum von Dezember 2010 bis Juni 2013 wurden an unserer Abteilung insgesamt
104 (52 männliche, 52 weibliche) Patienten im Alter zwischen 18 und 88 Jahren mit
einem Gefäßverschluss eines großen hirnversorgenden Gefäßes (A.carotis interna, A.cerebri
media und A.basilaris) innerhalb eines Zeitfensters von 6 Stunden endovaskulär mittels
mechanischer Thrombektomie durch einen wiederentfernbaren Stentretriever behandelt.
82 Patienten hatten einen Verschluss in der vorderen Zirkulation, 22 Patienten hatten
einen Verschluss in der hinteren Strombahn.
Die Indikation zur interventionellen Therapie wurde interdisziplinär zwischen neurologischer
Abteilung und radiologischer Abteilung anhand des NIHS-Scores und des CT-Befundes
(Infarktfrühzeichen) gestellt.
Der mechanische Rekanalisationserfolg wurde anhand des fünfteiligen TICI-Scores (thrombolysis
in cerebral infarction) gemessen, wobei TICI 2b und 3 als guter Erfolg gewertet wurden.
Der Grad der neurologischen Verbesserung wurde anhand des mRS (modified rankin Scale)
nach 30 bzw. 90 Tagen evaluiert.
Ergebnisse: Insgesamt konnte eine erfolgreiche Rekanalisation im Sinne eines TICI-Scores von
2b/3 konnte in 87/104 (83%) Patienten erzielt werden.
69/82 Patienten – 84% in der vorderen Zirkulation
18/22 Patienten – 82% in der hinteren Zirkulation
Ein gutes neurologisches Outcome, definiert als mRS 0 – 2, wurde nach 30 Tagen bei
insgesamt 28/89 (31%) der kontrollierten Patienten beobachtet.
Vordere Zirkulation: 28/77 – 36%
Hintere Zirkulation: 0/12 – kein gutes neurologisches Outcome
Nach 90 Tagen zeigten 31/88 (35%) Patienten ein gutes neurologisches Ergebnis
Vordere Zirkulation: 31/80 – 39%
Hintere Zirkulation: 0/8 – kein klinischer Erfolg
Die 30-Tagesmortalität lag bei 22/104 (21%) Patienten.
10/22 – 45% in der hinteren Zirkulation
13/82 – 16% in der vorderen Zirkulation
Schlussfolgerung: Die mechanische Thrombektomie mittels wiederentfernbarem Stentretriever stellt eine
schnelle und effektive Methode in der Behandlung des makroembolischen bedingten Schlaganfalles
dar und sollte derzeit als interventioneller Goldstandard angewandt werden, bezüglich
des klinischen Erfolges besteht jedoch eine ausgeprägte Diskrepanz zwischen den Ergebnissen
in der vorderen und hinteren Zirkulation.