Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2014; 19(2): 79-84
DOI: 10.1055/s-0033-1356213
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kosteneffektivität verschiedener Programme zur Gewichtsreduktion bei adipösen Diabetikern

Cost-Effectiveness of Different Programs for Weight Reduction in Obese Patients with Diabetes
A. Spyra
,
A. Riese
,
R. P. T. Rychlik
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Publication Date:
20 January 2014 (online)

Zusammenfassung

Zielsetzung: In Deutschland steigt die Prävalenz der Adipositas und in der Folge auch des Diabetes mellitus Typ 2. Dadurch erhöht sich das Risiko für Folgeerkrankungen, die eine erhebliche Belastung für die Krankenkassen bedeuten. Um diesem Trend entgegenzuwirken, unterstützen viele Krankenkassen spezielle Programme zur Gewichtsreduktion bei Adipositas. Die vorliegende Arbeit untersucht die Kosteneffektivität von zwei krankenkassenbezuschussten Adipositasprogrammen, einem Ernährungskonzept und therapeutischem Nihilismus aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) unter Berücksichtigung adipositasassoziierter Folgeerkrankungen.

Methoden: Mittels eines Markov-Modells, das drei Jahre mit einer einjährigen Zykluslänge betrachtet, wurden vier unterschiedliche Diäten hinsichtlich Effektivität und Kosten untersucht. Als Modellpatient wurde ein 55-jähriger männlicher Diabetes-mellitus-Typ-2-Patient mit einem BMI von über 30 kg/m2 definiert. Zur Ermittlung der Effektivität wurde ein Score gebildet, der sowohl die Gewichtsreduktion als auch ihren Einfluss auf die adipositasassoziierten Folgeerkrankungen widerspiegelt. Es wurden die direkten Kosten für die Medikation des Diabetes mellitus und die Therapie der adipositasassoziierten Folgeerkrankungen berücksichtigt sowie die Kosten, die der Krankenkasse durch Bezuschussung der Programme entstehen.

Ergebnisse: Am Ende des Betrachtungszeitraums stellt das Bodymed-Ernährungskonzept die kosteneffektivste Maßnahme dar (957,37 €/Effektivitäts-Score), gefolgt vom M.O.B.I.L.I.S.-Programm (1 669,15 €/Effektivitäts-Score) und dem Programm der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) (1 948,42 €/Effektivitäts-Score). Der therapeutische Nihilismus stellt mit Kosten in Höhe von 3 171,62 €/Effektivitäts-Score die teuerste betrachtete Alternative dar.

Schlussfolgerung: Aus der Sicht der GKV ist eine Bezuschussung von Adipositas-Programmen sinnvoll. Den besten Erfolg kann hierbei das betrachtete Bodymed-Ernährungskonzept erzielen. Weitere Studien in diesem Bereich, insbesondere unter Berücksichtigung der Kosten, scheinen ebenfalls sinnvoll.

Abstract

Aim: The prevalence of obesity in Germany is increasing. Thus the number of patients with diabetes mellitus type 2 rises which has an important impact on the budget of the statutory health insurance (SHI). To counteract this trend, many sickness funds support special programs for weight loss in obesity. This study examines the cost-effectiveness of two programs supported by th e sickness funds for weight loss in obesity, a diet concept and therapeutic nihilism from the perspective of the German SHI, taking into account obesity-associated complications.

Methods: In a Markov model, considering three years four different diets with regard to effectiveness and costs were examined. A 55 year-old male with diabetes mellitus type 2 and a BMI > 30 kg/m2 was defined as a model-patient. A score was calculated to determine the effectiveness. It reflects both weight loss and impact on obesity-related complications. Direct costs for the obesity-related complications and diabetes mellitus were considered, as well as the costs of co-financing the obesity programs.

Results: At the end of the observational period the Bodymed concept represents the most cost-effective method (957.37 €/effectiveness-score), followed by the M.O.B.I.L.I.S. program (1 669.15 €/effectiveness-score) and the program of the DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) (1 948.42 €/effectiveness-score). The therapeutic nihilism is at a cost of 3 171.62 €/effectiveness-score the most expensive method considered.

Conclusion and discussion: From the perspective of the SHI a subsidy of obesity programs is useful. The best results can be achieved with the Bodymed nutrition diet. Further studies in this particular area, taking the costs into account are recommended.