Fragestellung: Eine fetale Inflammationsreaktion, das sogenannte Fetal Inflammatory Response Syndrome
(FIRS), ist mit einem deutlichen Anstieg der neonatalen Morbidität assoziiert. Die
aktuellen Testverfahren sind für eine frühzeitige intrauterine Diagnose nicht geeignet.
In unserer Studie evaluierten wir die diagnostische Wertigkeit von Interleukin-6 (IL-6)
und TNF-alpha im abgehenden Fruchtwasser (FW) bei Patientinnen mit frühem vorzeitigem
Blasensprung.
Methodik: Wir gewannen bei 86 Schwangeren FW durch Auspressen der Vorlage mit einer Knoblauchpresse.
IL-6 und TNF-alpha wurden auf einem Immunoassay-Laborautomaten und mit Lateralfluss-Schnellteststreifen
bestimmt. Die Patientinnen wurden nach dem neonatalen Outcome und der Plazentahistologie
retrospektiv in zwei Gruppen eingeteilt: Kontrollgruppen (kein FIRS und keine Funisitis)
oder Infektionsgruppe (FIRS und/oder Funisitis). Maternale und neonatale Daten wurden
zusätzlich erhoben. Uni- und multivariate Modelle wurden erstellt.
Ergebnisse: In der Infektionsgruppe waren sowohl die IL-6 als auch TNF-alpha-Spiegel bei beiden
Analysenmethoden erhöht im Vergleich zur Kontrollgruppe (Mediane bei Milenia-Quickline-Schnelltest:
3118 vs. 161 pg/ml bei IL-6; 1156 vs. 199 pg/ml; p < 0,001 für beide Parameter). Bei
den maternalen Diagnose-Parametern (Leukozyten und CRP) wurden zwischen den beiden
Gruppen keine Unterschiede gefunden. Das Gestationsalter bei Entbindung war in der
Kontrollgruppe höher als in der Infektionsgruppe (31 SSW vs. 28 SSW).
Schlussfolgerung: Erhöhte Konzentrationen von IL-6 und TNF-alpha in abgehendem Fruchtwasser korrelierten
mit einem retrospektiv diagnostizierten FIRS. Die in dieser Studie erstmals erprobte
labordiagnostische Methode mit nicht-invasiver Fruchtwasser- Gewinnung und Einsatz
von Schnelltesten ermöglicht eventuell eine frühzeitigere Erkennung einer kindlichen
Infektion als die maternalen Laborparameter. Diese Ergebnisse müssen noch in größeren
Kollektiven validiert werden.