Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V24_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361347

Misoprostol-Dosierungsschemata in der Geburtshilfe – Deutschland 2013 und im internationalen Vergleich

TW Goecke 1, F Voigt 1, N Maass 1, W Rath 2
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Aachen, Germany
  • 2Medizinische Fakultät, Aachen, Germany

Einleitung: Misoprostol (Cytotec®) wurde ursprünglich zur Therapie von gastrointestinalen Ulzera entwickelt und zugelassen. Eine Nebenwirkung des Präparats ist die Induktion von Wehen am graviden Uterus, wofür Misoprostol auf der WHO-Liste der „Essential Medicines“ steht und nach WHO-Empfehlung zur Geburtseinleitung genutzt werden kann (oral: 25 µg alle 2 Stunden; vaginal: 25 µg alle 6 Stunden). Aktuell hat sich in Deutschland die Diskussion um den off-label Einsatz von Misoprostol (Cytotoec®) zur Geburtseinleitung hinsichtlich der medicolegalen Aspekte zugespitzt. Verunsicherung besteht v.a. zum Versicherungsschutz. Da der Hersteller den Einsatz von Misoprostol bei Schwangeren als Kontraindikation benennt, gibt es keine klaren Dosierungsempfehlungen. Von der DGGG wird Misoprostol in einer Leitlinie zum Einsatz von Prostaglandinen in der Geburtshilfe (Stand 2010) von als mögliche Alternative im off-label-use genannt (25 µg vaginal alle 4(-6) Stunden).

Ziel: Erhebung einer Standortbestimmung zum Einsatz von Misoprostol zur Geburtseinleitung in Deutschland sowie den unterschiedlichen Dosierungsschemata. Abgleich der Daten mit den Dosis-Empfehlungen der WHO, DGGG sowie internationaler Literatur.

Methodik: Von Mai-Juli 2013 wurde eine deutschlandweite Befragung aller geburtshilflichen Kliniken zum Einsatz von Misoprostol zur Geburtseinleitung mittels Fragebogen durchgeführt. Angeschrieben wurden alle Kliniken mit Geburtshilfe in Deutschland (n = 738).

Ergebnisse: Nach einer ersten Auswertung haben 62% der angeschriebenen Kliniken geantwortet. Insgesamt setzen 65% der an der Befragung teilgenommenen Kliniken Misoprostol zur Geburtseinleitung ein. Davon halten sich lediglich 35% der Kliniken primär an die von der WHO und DGGG empfohlene Einzeldosis von 25 µg, wobei von diesen Kliniken nur rund 2,5% keine Dosissteigerung im Verlauf vornehmen.

Die ausführliche Ergebnisauswertung sowie Schlussfolgerung sollen bei aktuell laufender Auswertung auf dem Kongress präsentiert werden.