Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po11_3
DOI: 10.1055/s-0033-1361453

Sheehan Syndrom

B Thorns 1, CA Morfeld 1, RL Schild 1
  • 1Henriettenstiftung Hannover, Frauenheilkunde, Hannover, Germany

Das Sheehan Syndrom ist eine Geburtskomplikation in Form eines partiellen o. globalen Hypopituitarismus. Ursache ist meist ein hoher Blutverlust mit hypovolämischen Schock; folglich kann es zu einer Minderdurchblutung mit ischämisch bedingter Nekrose d. Hypophysenvorderlappens (HVL) kommen. Resultat ist ein Ausfall einer o. mehrerer Hormonachsen.

Symptome können Agalaktie, Lethargie, sek. Amenorrhoe, Sehstörung, Kopfschmerzen, Depression u. Kälteintoleranz sein. Oft wird die Diagnose erst Jahre später gestellt.

Berichtet wird über eine 40-j. IVG IP, die sich in der 35. SSW mit vaginaler Blutung bei bekannter Placenta praevia totalis vorstellte.

Bei partieller Plazentalösung erfolgte eine prim. Sectio. Nach komplikationslosem Eingriff trat eine Atonie auf, die konservativ nicht zu beherrschen war. In einer weiteren OP wurde eine Hysterektomie durchgeführt.

Die Patientin wurde postoperativ auf die Intensivstation verlegt. Hier kam es durch eine diffuse arterielle Blutung zum hämorrhagischen Schock mit einem Hb-Abfall auf 3 g/dl, so dass eine erneute OP erfolgen musste.

Am 4. post OP Tag wurde die Patientin adynam, kognitiv verlangsamt und hatte Sprachstörungen.

Es fiel eine massive Elektrolytentgleisung auf, die trotz Substitution der fehlenden Elektrolyte nicht ausgleichbar war.

Es wurde ein MRT des Kopfes durchgeführt. Hier wurde eine Ischämie des HVL festgestellt und der Verdacht auf einen postpartalen Hypopituitarismus bestätigt.

Die Patientin wurde mit Hydrocortison u. mit L-Thyroxin substituiert was zur Besserung der Symptomatik führte. Gesichtsfelddefekte o. eine Visuseinschränkung wurden ausgeschlossen.

Diagnose u. Therapie des Sheehan Syndroms sollten früh erfolgen, v.a. bei Patienten mit postpartaler Hämorrhagie, um einen langen Leidensweg zu vermeiden. Durch Substitution der fehlenden Hormone kann es zur Besserung d. Symptome kommen. Häufig ist eine lebenslange Substitution notwendig; der HVL kann sich aber auch nach Jahren noch in seiner Funktion erholen.