Z Gastroenterol 2014; 52(3): 311
DOI: 10.1055/s-0033-1362306
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Editorial – Eine Krankheit wird heilbar!

Dietrich Hüppe
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Publication Date:
12 March 2014 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

als ich mich 1991 in der Praxis niederließ, wussten wir nicht viel über „Hepatitis C“. Eine erste Antikörperdiagnostik half, diese Krankheit überhaupt zu erkennen. Die Einführung von Interferon zur Behandlung etwa 1995 bedeutete für einige Patienten eine erste Heilungschance. Mein erster behandelter Patient, Genotyp 1 eliminierte nach sechsmonatiger Interferontherapie das Virus. Ich war beeindruckt. Bei den nächsten zehn Patienten war diese Therapie jedoch erfolglos! Die Einführung von Ribavirin und PEG-Interferon um die Jahrtausendwende machte uns zu erheblich besseren Therapeuten. Aber auch die Nebenwirkungen der Behandlung nahmen zu. Ein Drittel der Patienten in unserer Praxis wollte eine solche nebenwirkungsträchtige Behandlung bisher nicht.

Mehr als ein Jahrzehnt versuchten wir, die Hepatitis C-Therapeuten, durch Modifikation des Behandlungsregimes bessere Heilerfolge zu erzielen. Das Deutsche Hepatitis C Register, welches der bng mit der Roche AG 2003 initiiert hat, zeugt von diesem Bemühen. Es entwickelte sich zu einer umfassenden Datenbank der Versorgungsforschung in diesem Feld. Ein weiterer Durchbruch für Genotyp 1 Patienten gelang mit der Einführung direkt antiviraler Medikamente 2011 (Boceprevir und Telaprevir). Die Effektivität stieg erkennbar, aber auch die Rate der Nebenwirkungen. Dies begrenzte leider die Anzahl der Patienten, die bereit waren, sich einer solchen Therapie auszusetzen.

Jetzt, 25 Jahre nach der Erstbeschreibung des Hepatitis C Virus, scheint die Heilung für alle Patienten in greifbarer Nähe. Die Therapie der Zukunft ist schnell, interferonfrei, ohne bedeutsame Nebenwirkungen, für alle Genotypen verfügbar und unabhängig von der Schwere der Erkrankung. Mit der Einführung von Sofosbuvir beginnt „diese Revolution“. Sie setzt sich fort in der erwarteten Zulassung weiterer antiviraler Medikamenten noch in diesem Jahr.

Um allen in der Hepatitis C Therapie Engagierten eine erste Orientierung zu geben hat die hepatologische Arbeitsgruppe des bng, unterstützt von Prof. Christoph Sarrazin (Uniklinik Frankfurt) die folgenden Empfehlungen zusammengestellt. Wir stellen diese zur Diskussion. Zugleich fassen wir die erste Etappe des Deutschen Hepatitis C-Registers zusammen, das weltweit eine der größten Datenbanken darstellt. Wir hoffen auf eine erfolgreiche Fortsetzung dieser umfassenden Versorgungsforschung durch die Kooperation zwischen der Deutschen Leberstiftung und dem bng.


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