Z Gastroenterol 2014; 52(5): 516
DOI: 10.1055/s-0033-1362491
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Kapselendoskopie des Kolons – Eine neue Methode sucht Ihre Rolle

Albert Beyer
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Publication Date:
19 May 2014 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Kapselendoskopie des Kolons ist – ebenso wie die Kapselendoskopie des Dünndarms – eine wertvolle diagnostische Zusatzmethode in der Hand des niedergelassenen Gastroenterologen. Die Methode ist als komplikationsarme und ambulant durchgeführte Untersuchung dazu prädestiniert, in den nächsten Jahren einen breiteren Einzug in unsere Praxen zu finden. Auch wenn die Methode einfach erscheint, ist die Indikationsstellung und vor allem die Auswertung eine nicht delegierbare, fachärztliche Leistung, die zum Kern unseres Fachgebietes, der Gastroenterologie, gehört.

Insbesondere bei technisch schwierigen, inkompletten Koloskopien ohne umschriebene höhergradige Stenose könnte die Methode in den nächsten Jahren das Potential haben, die bislang übliche ergänzende radiologische Abklärung abzulösen. Aufgrund der hohen Kosten der Kapsel muss auch hier die Indikationsstellung und Durchführung in der Hand des Gastroenterologen verbleiben, da nur eine sehr niedrige Rate inkompletter Koloskopien (wie in den gastroenterologischen Praxen üblich!) einen kosteneffektiven Einsatz der Kapsel gewährleisten kann.

Jede neue Methode strebt zunächst nach Höherem, so dass sinnvollerweise auch der Einsatz der Kolonkapsel als Vorsorgemaßnahme in der asymptomatischen Bevölkerung prospektiv randomisiert zu prüfen ist. Die bislang für die CCE2-Kapsel vorliegenden Studien zur Detektion von Adenomen ≥ 6 mm konnten eine Sensitivität von 84 bis 89 Prozent bei einer Spezifität von 64 bis 76 Prozent nachweisen. Die Detektionsraten bewegen sich damit in der Größenordnung der CT-Kolonographie; die Kapselendoskopie kann auch hier die CT-gestützte Methode ersetzen. Die virtuelle CT-Kolonographie konnte sich jedoch nicht zuletzt deshalb nicht als primäre Screening-Maßnahme durchsetzen, da bei 25 bis 30 Prozent aller Teilnehmer aufgrund der erhobenen Befunde doch eine konventionelle Koloskopie notwendig wurde.

Wir alle sind gespannt auf die ersten Ergebnisse des AOK-Modellvorhabens. Ob durch dieses Vorgehen eine (gesamtwirtschaftlich vertretbare!) Motivation zur Darmkrebsvorsorge geleistet werden kann, müssen die Resultate zeigen. Schon die Diskussion rund um das Thema bringt den hohen Stellenwert der Vorsorgekoloskopie erneut zum Ausdruck.

Unser Bemühen muss es daher sein, den Stellenwert der Vorsorgekoloskopie, egal ob mit oder ohne den zusätzlichen Einsatz der Kolonkapsel, nachhaltig durch Daten aus der Versorgungsforschung zu untermauern. Eine intensive Zusammenarbeit mit den jetzt zu schaffenden flächendeckenden Krebsregistern wäre dabei – bei Überwindung datenschutzrechtlicher Hemmnisse – in der Lage, auch mittelfristig substantielle Daten zur Verfügung zu stellen.


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