Hintergrund: Farbsehtests mit pseudoisochromatischen Tafeln stellen heute das gebräuchlichste
Verfahren für das Screening von angeborenen Farbsehstörungen dar. Mittels eines web-basierten
Farbsehtests können neue und alte Farbtafeln hinsichtlich ihrer diagnostischen Qualität
ohne großen Aufwand getestet werden.
Methodik: Es wurden 16 digitalisierte Stilling'sche Farbtafeln der 11. Auflage von 1907 in
einen web-basierten Farbsehtest eingefügt (www.farbsehtest.de). Es wurde mittels Chi-Quadrat-Test
geprüft, ob die Stilling'schen Tafeln ähnliche Ergebnisse, wie die bereits evaluierten
9 Ishihara Farbtafeln, aufweisen.
Ergebnisse: Es haben 518 Probanden (davon 101 (19,5%) weibliche Probanden, mittleres Alter 34,6
± 17 Jahre) den web-basierten Test mit 25 Tafeln durchgeführt. Die Spannweite der
richtig erkannten Tafeln lag für alle Nutzer bei den Stilling Tafeln zwischen 5,2%
und 97,7% und bei den Ishihara Tafeln zwischen 0% und 81,5%. Bei den Nutzern mit mehr
als 5 Fehler lag die Spannweite der richtig erkannten Tafeln bei den Stilling Tafeln
zwischen 2,0% und 98,0% und bei den Ishihara Tafeln zwischen 0% und 61,9%. Bezogen
auf alle Farbtafeln und bezüglich aller Nutzer wurden die Stilling Tafeln im Vergleich
zu den Ishihara Tafeln signifikant häufiger falsch erkannt (36,7% versus 32,4%, p
> 0,001, Chi-Quadrat-Test).
Schlussfolgerung: Die diagnostische Qualität der getesteten Stilling'schen Farbtafeln ist, wie auch
bei den Ishihara Tafeln, unterschiedlich. Insgesamt wurden die Stilling'schen Farbtafeln
von allen Nutzern im web-basierten Test im Vergleich mit den verwendeten Ishihara
Farbtafeln signifikant häufiger falsch erkannt, was wahrscheinlich durch eine erschwerte
Formerkennung bedingt ist.