Hintergrund: Das Fuchs'sche Uveitis-Syndrom (FUS) ist eine verbreitete intraokulare Erkrankung,
die mit schleichender Visusminderung einhergeht. Als mögliche Auslöser des FUS wurden
kürzlich das Rubellavirus (RV) und das Cytomegalievirus (CMV) angenommen. Während
eine CMV-bedingte anteriore Uveitis (AU) mit Ganciclovir behandelt werden kann, existiert
für die RV-assoziierte AU keine kausale Therapie. Wir untersuchten, ob und wie sich
die klinischen Merkmale der RV-assoziierten AU und der CMV-assoziierten AU unterscheiden,
um eventuell einen Zusammenhang zum Fuchs'schen Uveitis-Syndrom herzustellen.
Methoden: In der retrospektiven Studie verglichen wir die dokumentierte klinische Ausprägung
aller Patienten, die sich zwischen Januar 2000 und Mai 2012 in unserer Klinik vorstellten
und bei AU eine intraokulare Antikörperbildung gegen das RV oder CMV aufwiesen. Patienten
mit systemischen Erkrankungen wurden aus der Studie ausgeschlossen. Mithilfe eines
modifizierten micro-ELISA Verfahrens (Enzygnost®, Dade Behring Marburg, Germany) untersuchten
wir simultan gewonnene Blutproben und Vorderkammerpunktat auf Antikörper gegen RV
und CMV, um eine lokale, intraokulare Antikörperbildung festzustellen. Die Aufzeichnungen
der Patienten mit okularer RV- und CMV-Infektion wurden im Bezug auf klinische Ausprägungen
quantitativ verglichen. Zur statistischen Auswertung wandten wir den exakten Test
nach Fisher an. Ein p < 0,05 wurde als signifikant gewertet.
Ergebnisse: Wir untersuchten 107 Augen von 100 Patienten. In 86 Augen konnte eine intraokulare
Immunglobulin G (IgG)-Synthese gegen das RV, in 21 Augen gegen das CMV nachgewiesen
werden. Die Abwesenheit äußerer Entzündungszeichen, diffus verteilte Hornhautpräzipitate,
eine Irisatrophie, eine Heterochromie und eine Katarakt fanden sich gehäuft bei der
RV-assoziierten AU. Eine Konjunktivitis und ein Augeninnendruck von über 30 mm Hg
wurden eher bei der CMV-assoziierten AU beobachtet. Die klinische Ausprägung der beiden
AU-Formen unterschieden sich, mit Ausnahme der Irisatrophie (p = 0,1161), signifikant.
Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die RV-assoziierte AU deutlich von der CMV-assoziierten
AU unterscheidet. Die RV-assoziierte AU weist klinische Symptome des FUS auf, wogegen
die CMV-assoziierte AU viel mehr dem Posner-Schlossman-Syndrom entspricht.