Hintergrund: Das Komplementsystem ist maßgeblich in die Pathogenese neovaskulärer Netzhauterkrankungen
involviert. Ziel dieser Studie war es den Einfluss der direkten Inhibierung des Komplementfaktors
C5a durch das C5a-bindende Spiegelmer NOX-D20 auf die choroidale Neovaskularisation
(CNV) am Mausmodell zu untersuchen.
Methoden: Bei adulten C57BL/6N Wildtyp-Mäusen wurde mittels standardisierter Laserbehandlung
eine CNV induziert. Anschließend wurde den Tieren in 3 Gruppen NOX-D20 in den Konzentrationen
0,3 mg/ml, 3,0 mg/ml und 30 mg/ml intravitreal injiziert. Eine vierte Gruppe diente
als Kontrolle und erhielt eine Vehikel-Lösung. Die Auswertung erfolgte mittels in-vivo
Fluoreszenzangiografie (FAG) sowie postmortal durch immunhistochemische Färbungen
auf Paraffinschnitten und choroidalen Flachpräparaten. In je 10 Augen pro Gruppe wurde
die Leckage-Intensität bestimmt sowie die CNV-Fläche vermessen und anschließend statistisch
mit der Kontrollgruppe verglichen.
Ergebnisse: In der Gruppe mit einer Konzentration von 0,3 mg/ml zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede der Leckage-Intensität und der CNV-Fläche (p = 0,547; p = 0,246). Behandelte
Augen, die NOX-D20 in einer Konzentration von 3,0 mg/ml erhielten, zeigten sowohl
eine signifikant reduzierte Leckage-Intensität als auch CNV-Fläche im Vergleich zur
Kontrollgruppe (p = 0,005; p = 0,020). Im Mittel konnte die CNV-Fläche gegenüber der
Vehikel-Gruppe um 50% verkleinert werden. Bei einer Konzentration von 30 mg/ml setzte
sich dieser Trend der Leckage-Intensität und der CNV-Fläche fort, jedoch zeigten sich
hier keine signifikanten Unterschiede (p = 0,126; p = 0,145). In einer zusätzlichen
Untersuchung auf Zytotoxizität mittels TUNEL (TdT-mediated dUTP-biotin nick end labeling)
und GFAP (Glial fibrillary acidic protein) konnte in allen verwendeten Konzentrationsstufen
des NOX-D20 weder eine erhöhte Apoptoserate noch eine vermehrte Gliafaserproliferation
als Ausdruck einer substanzbedingten Schädigung der Netzhaut beobachtet werden.
Schlussfolgerungen: Im Mausmodell ließ sich die Leckage und CNV-Fläche mittels spezifischer Inhibierung
des Komplementfaktors C5a signifikant reduzieren. Der intravitreale Einsatz von Spiegelmeren
in den getesteten Konzentrationen zeigte in unseren Versuchsreihen keine Zytotoxizität.
Damit scheint der intravitreale Einsatz des C5a-Komplementinhibitors NOX-D20 im Mausmodell
ein potentielles Therapeutikum zur Behandlung choroidaler Neovaskularisationen darzustellen.