ergopraxis 2014; 7(01): 16-18
DOI: 10.1055/s-0034-1365850
wissenschaft
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Publication Date:
10 January 2014 (online)

Chronische Erkrankungen – Betätigung als Bewältigungsstrategie

Betätigung hilft Menschen dabei, chronische Gesundheitsprobleme aufzudecken, zu erklären, zu steuern und zu bewältigen. Das untersuchte die Ergotherapeutin Carolynne White mit ihren beiden Kolleginnen an der Monash-Universität in Frankston, Australien.

16 chronisch erkrankte Menschen zwischen 25 und 65 Jahren nahmen jeweils an zwei halbstrukturierten Interviews teil. Darin beschrieben sie, was tägliches Handeln für sie bedeutet. Die Aussagen lieferten eine Kernbotschaft: Betätigung befähigt Menschen mit chronischen Erkrankungen, ihr Leben zu bewältigen. Sie erfüllt dabei vier verschiedene Funktionen: Erstens hilft sie betroffenen Menschen, ihre Gesundheitsprobleme aufzudecken. Das heißt, erkrankte Menschen erkennen gesundheitliche Veränderungen daran, dass sie Handlungen nicht mehr wie gewohnt ausführen können.

Zweitens trägt Betätigung dazu bei, Gesundheitszustände und Symptome zu erklären. So führen Menschen mit chronischen Erkrankungen ihre Gesundheitsprobleme oft auf konkrete Erfahrungen oder Verhaltensweisen zurück, zum Beispiel auf ungesunde Ernährungsgewohnheiten oder traumatische Erlebnisse. Drittens können Betroffene ihren Gesundheitszustand festigen und ihr Identitätsgefühl stärken, wenn sie bestimmte Aktivitäten wieder aufnehmen können. Viertens hilft das tägliche Handeln den Betroffenen dabei, ihre Gesundheitsprobleme zu bewältigen. Statt aufzugeben, suchen sie nach Möglichkeiten, um trotz ihrer Einschränkungen ein erfülltes Leben zu führen. Dazu passen sie Aktivitäten an oder entdecken neue Betätigungsfelder und -ziele. Ein Studienteilnehmer plante zum Beispiel eine Karriere als Anwalt, weil er diesen Beruf auch im Rollstuhl ausüben kann.

Den Forschern zufolge sollten Ergotherapeuten berücksichtigen, wie sich chronische Gesundheitsprobleme auf das tägliche Handeln und Identitätserleben ihrer Klienten auswirken. Durch eine klientenzentrierte Vorgehensweise können sie betroffene Menschen dazu befähigen, erfolgreich an ihrer Umwelt zu partizipieren und ein erfülltes Leben zu führen.

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AOTJ 2013; 60: 20–29