Gesundheitswesen 2014; 76 - V20
DOI: 10.1055/s-0034-1371573

Die Humanitäre Sprechstunde in Frankfurt am Main: Nutzungsverhalten nach Geschlecht, Alter und ethnischer Herkunft

M Schade 1, U Heudorf 2, P Tiarks-Jungk 2
  • 1Amt für Gesundheit Frankfurt am Main, Gesundheitsberichterstattung, Frankfurt am Main
  • 2Amt für Gesundheit, Medizinische Dienste und Hygiene, Frankfurt am Main

Zielsetzung: Die Humanitäre Sprechstunde ist ein freiwilliges, anonymes Angebot der Stadt Frankfurt am Main, das im Dezember 2001 ins Leben gerufen wurde. Hier können sich Nicht-Krankenversicherte oder undokumentierte Migranten kostenlos behandeln lassen. Ziel dieser Analyse ist es, das Inanspruchnahmeverhalten der Sprechstunde nach Geschlecht, Alter, Herkunftsland und Diagnose seit dem Jahr 2008 vor dem gesellschaftlichen Hintergrund zu untersuchen.

Methoden: Die digitale Dokumentation der Daten ist seit 2008 verfügbar. In der Analyse wurden Daten der Jahre 2008 – 2012 berücksichtigt. Betrachtet wurden unter anderem das Untersuchungsdatum, das Geburtsdatum, Geschlecht, Herkunftsland, Erkrankungen und Medikation.

Ergebnisse: Vorläufige Auswertungen zeigen, dass im Zeitraum zwischen 2008 bis 2012 ca. 6700 Konsultationen in der Sprechstunde erfolgten. Die Nutzungsintensität hat sich zwischen 2008 (n = 673) und 2009 (n = 1154) fast verdoppelt und steigt seitdem kontinuierlich an (1765 Besuche in 2012). Ein Großteil der Patienten stammt aus Afrika. Seit 2008 ist ein stetiger Anstieg der Patienten insbesondere aus Bulgarien und Rumänien zu verzeichnen. Ungefähr Zweidrittel der Patienten sind weiblich, ein Drittel männlich. Jeweils ein Fünftel der Hilfesuchenden sind Kinder und Jugendliche unter 20 Jahre und Erwachsene über 60 Jahre. Am häufigsten ist die Altersgruppe zwischen 20 – 40 Jahre vertreten. Zu den Hauptdiagnosen gehören Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Bewegungsapparates, Stoffwechselkrankheiten und Ernährungsstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Schwangerschaft/Entbindung.

Schlussfolgerung: Die humanitäre Sprechstunde ist eine wichtige Einrichtung des Amtes für Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main und wird von einer stetig wachsenden Zahl Hilfebedürftiger genutzt. Insbesondere Hilfesuchende aus Südosteuropa kommen zunehmend in die Sprechstunde. Um der Armuts- und Arbeitsmigration adäquat zu begegnen, werden verschiedene Lösungsansätze auf Bundes- und kommunaler Ebene diskutiert und vorgestellt.