Gesundheitswesen 2014; 76 - V31
DOI: 10.1055/s-0034-1371584

Klimafunktionskarten und Klimaanpassung zur Minderung gesellschaftlicher Vulnerabilität auf Klimaeinflüsse und zur Steigerung der klimatischen Resilienz im Zuge des Klimawandels

R Burghardt 1
  • 1Fachgebiet Umweltmeteorologie, FB Architektur, Stadtplanung, Universität Kassel, Burghardt und Partner, Ingenieure

Der postulierte und stattfindende Klimawandel lässt neue Herausforderungen von multivarianter Gewichtung sowie neue Planungsfragen im urbanen wie auch ruralen Raum entstehen.

Neben „klassischen“ Fragestellungen wie beispielsweise dem (technischen) Hochwasserschutz zum Erhalt von Menschleben und Gütern, treten hierbei auch sozioökonomische Faktoren in den Vordergrund. Besonders gesellschaftliche Randgruppen weisen heute eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber klimarelevanten Ereignissen auf, die auf zukünftige Sicht zu einer ökonomische Mehrbelastung für die Gesellschaft führen kann. So sind (beispielsweise) Senioren und Kleinkinder durch ihre Physis in Hinblick auf die Kompensation lang anhaltende Temperaturmaxima und -minima vulnerabler als ein Erwachsener durchschnittlichen Alters. Bei sozial benachteiligten Gruppen kann eine erhöhte Vulnerabilität durch das Unvermögen der freien Wohnortwahl generiert werden, wodurch diese Gruppen oft in klimatisch kritischen und belasteten Bereichen leben. Erhöhte Verwundbarkeit führt zu erhöhten Kosten für die Gesellschaft. Durch die Entwicklung und Umsetzung von standortabhängigen Klimaanpassungsmaßnahmen kann die gesellschaftliche Resilienz gegenüber den aktuellen wie auch zukünftigen Klimaveränderungen signifikant gesteigert werden um so die Folgekosten und gesundheitlichen Risiken zu senken. Um die klimatische Situation einer Stadt beurteilen zu können, ist es sinnvoll eine stadtklimatische Analyse in Form einer Klimafunktionskarte zu erstellen. Zusammen mit Mess-, Gesellschafts- und Infrastrukturdaten stellt die Klimafunktionskarte einen klimatischen Fingerabdruck der Stadt dar, und definiert die Belastungs- und Schonbereiche. Ausgehend von dieser Grundlage können dann die benötigten Klimaanpassungsmaßnahmen entwickelt werden. Die Verarbeitung und Analyse der Daten erfolgt Hilfe Geografischer Informationssysteme (GIS) wodurch ein analytischer Mehrwert generiert wird, ausgehend von der Verschneidung von Geodaten und Sachdaten.