Gesundheitswesen 2014; 76 - V33
DOI: 10.1055/s-0034-1371586

Hitzewellen und kommunaler Gesundheitsschutz. Das Hitzetelefon als Strategie zur Anpassung an den Klimawandel

M Heckenhahn 1, K Müller 2
  • 1Gesundheitsamt Region Kassel, Fachstelle für Gesundheitsförderung, Kassel
  • 2Gesundheitsamt Region Kassel, Kassel

Die prognostizierte Zunahme von Hitzeextremen und Hitzeperioden stellt eine Bedrohung der menschlichen Gesundheit dar. Aufgrund ihrer Beckenlage ist die Stadt Kassel von sommerlicher Erwärmung besonders betroffen und es ist zu erwarten, dass der klimawandelbedingte Erwärmungstrend das Stadtklima negativ beeinflussen wird. Von Hitze gefährdet sind insbesondere Seniorinnen und Senioren, chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen sowie Kleinkinder. Betroffene Personen sind sich dem Risiko hitzebedingter Morbidität jedoch nicht immer bewusst. So erfährt man oft von Vorstellungen der eigenen Unverwundbarkeit („Was soll Hitze mir schon anhaben?“) und der eigenen Gesundheitskompetenz („Ich mache schon alles was nötig ist!“). Nur ein geringerer Teil schätzt sein hitzebedingtes Gesundheitsrisiko als erhöht ein und interessiert sich für präventive Maßnahmen. Das Pilotprojekt Hitzetelefon Sonnenschirm stellt eine gezielte auf diese spezifische Zielgruppe zugeschnittene Maßnahme der Primärprävention dar. Mit dem Hitzetelefon sollen Personen angesprochen werden, bei denen mit einer erhöhten Gesundheitsgefährdung bei starker oder extremer Wärmebelastung zu rechnen ist. Über das Hitzetelefon werden eingehende Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes für die Stadt Kassel in der Zeit vom 15. Juni bis 31. August von Diakonissen und Mitgliedern des Seniorenbeirates der Stadt Kassel an die Nutzerinnen und Nutzer unmittelbar telefonisch weitergegeben. Während eines Telefongesprächs achten die ehrenamtlichen Anruferinnen und Anrufer auf Hinweise für gesundheitliche Beeinträchtigungen und vermitteln bei Bedarf Hilfe zu Nachbarn, Hausarzt, Notdienst etc. Eine individuelle telefonische Gesundheitsberatung erfolgt aufgrund haftungsrechtlicher Vorgaben nicht. Das Hitzetelefon wurde im Sommer 2010 erstmals angeboten und wird seitdem in den Sommermonaten eines Jahres durchgeführt. Die Koordination hat die Fachstelle für Gesundheitsförderung im Gesundheitsamt Region Kassel inne. Im Vortrag werden Ergebnisse der vergangenen vier Jahre vorgestellt.