Gesundheitswesen 2014; 76 - V51
DOI: 10.1055/s-0034-1371604

Psychische Gesundheit von Dresdener Einschülern (2013/2014)

J Schmitt 1, 3, K Rossa 1, M Schirutschke 1, 3, H Frank 2, E Siegert 2
  • 1TU Dresden, Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Lehrstuhl Sozialmedizin und Versorgungsforschung Dresden
  • 3Gesundheitsamt der Stadt Dresden, Abt. Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Dresden
  • 2TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) Dresden

Hintergrund: Zur psychischen Gesundheit von Einschülern liegen in Deutschland kaum bevölkerungsbasierte Daten vor. Ziel der Untersuchung war die Erfassung der psychischen Gesundheit und deren Determinanten bei Dresdner Einschüler des Schuljahres 2013/14. Methodik: Im Rahmen der gesetzlichen Einschulungsuntersuchung wurden in einer durch das Gesundheitsamt der Stadt Dresden und die TU Dresden konzipierten Querschnittstudie zusätzlich, freiwillig und anonym anhand eines Elternfragebogens psychische Auffälligkeiten (Strengths and Difficulties Questionnaire, SDQ), soziodemographische Charakteristika (Alter, Geschlecht, häusliches Umfeld, Bildungsstand der Begleitperson), Geburtsgewicht, Alter bei Betreuungsbeginn in Kindertageseinrichtung, prävalente oder frühere Neurodermitis sowie belastende Lebensereignisse des Kindes (Selbstangabe) erfasst. Der Erhebungsbogen wurde in den Sprachen Deutsch, Russisch, Englisch, Vietnamesisch und Türkisch eingesetzt. Neben deskriptiven Analysen wurden logistische Regressionsmodelle zur Beschreibung von Determinanten der psychischen Gesundheit herangezogen. Ergebnisse: Von den insgesamt 5.190 zur Einschulungsuntersuchung vorstelligen Kindern konnten 3.945 (76%) in die Studie eingeschlossen werden (49% weiblich, Altersdurchschnitt 5,9 Jahre). Die Prävalenz psychischer Verhaltensauffälligkeiten betrug 6,3% (m: 8,1%; w: 4,5%). Grenzwertig auffällig waren zusätzlich 7,4% (m: 8,5%; w: 5,8%) der Einschüler. Statistisch signifikante und relevante Determinanten der psychischen Gesundheit waren niedrigerer Schulabschluss der Eltern, männliches Geschlecht, später Betreuungsbeginn in Kindertageseinrichtung, Geburtsgewicht < 1500 Gramm, belastendes Lebensereignis und Aufwachsen mit nur einem Erwachsenen im Haushalt. Schlussfolgerung: Die Prävalenz von Verhaltensauffälligkeiten Dresdener Einschüler des Jahres 2013/14 liegt etwas unter dem Bundesdurchschnitt (vgl. KIGGS-Studie). Aufgrund des Querschnittsdesigns der Studie sind kausale Schlussfolgerungen nicht möglich. Dennoch deuten die Ergebnisse auf wichtige, in erster Linie soziale Determinanten der psychischen Gesundheit von Einschülern hin. Diese sind modifizierbar, sodass frühe präventive Maßnahmen erfolgversprechend scheinen.