Gesundheitswesen 2014; 76 - V67
DOI: 10.1055/s-0034-1371620

Infektionen, Antibiotikaeinsatz und multiresistente Erreger (MRE) bei Bewohnern von Altenpflegeheimen. Ergebnisse aus dem MRE-Netz Rhein-Main, 2013

P Proba 1, M Hogardt 2, V Kempf 3, U Heudorf 4
  • 1Universitätsklinikum Gießen, Gießen
  • 2Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Frankfurt am Main
  • 3Univcersitätsklinikum Frankfurt am Main, Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Frankfurt am Main
  • 4Amt für Gesundheit, Medizinische Dienste und Hygiene, Frankfurt am Main

Nach der erfolgreichen Durchführung der europaweiten Untersuchung HALT (healthcare associated infections in long-term care facilities) im Jahre 2010 wurde Frühsommer 2013 eine weitere europaweite Untersuchung HALT2 durchgeführt, mit dem Ziel, die Infektionsraten und den Antibiotikagebrauch in Altenpflegeheimen aktuell zu erheben. Das MRE-Netz Rhein-Main forderte alle Altenpflegeheime des Netzwerks zur Teilnahme auf und bot parallel kostenlose Untersuchungen auf MRSA, VRE und ESBL/MRGN an, um zusätzlich einen Überblick über die Prävalenz an Besiedelungen/Infektionen mit diesen multiresistenten Erregern (MRE) zu erhalten – als Basis für eine datenbasierte Beratung der Einrichtungen zu MRE. Material und Methoden: Die Punktprävalenzstudie wurde im Frühsommer 2013 bei 2629 Bewohnern in 29 Heimen durchgeführt. Die anamnestischen Erhebungen wurden mittels der etablierten HALT2-Fragebogen vorgenommen. Nach individueller Einwilligung wurden 655 Nasen- und 673 Rachen- sowie 445 Analabstriche entnommen und mittels standardisierter Methoden auf methicillinresistenten Staphylococcus aureus MRSA (Nase, Rachen, anal) und multiresistente gramnegative Stäbchen MRGN (anal) untersucht. Ergebnisse: 50% der teilnehmenden Bewohner waren über 85J. alt, 27% männlich. Einen Harnwegskatheter hatten 9% der Bewohner und 5,5% eine PEG-Sonde. Decubiti waren bei 3,6% und andere Wunden bei 5,4% der Bewohner vorhanden. 13,5% der Bewohner gaben einen Krankenhausaufenthalt und 12,7% eine Antibiotikabehandlung in den vergangenen 3 Monaten an. Am Erhebungstag hatten 2,4% der Bewohner eine Infektion und 1,2% wurden antibiotisch behandelt. 43 (6,3%) der untersuchten Bewohner waren MRSA-positiv, in 81 (18,2%) Analabstrichen wurden ESBL und/oder 3MRGN und bei 2 (0,4%) untersuchten Bewohner VRE nachgewiesen. Carbapanemresistente Erreger wurden nicht gefunden (keine 4MRGN).

Diskussionen: Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur MRSA, sondern in zunehmendem Maße auch MRGN bei Bewohnern von Altenpflegeheimen auftreten und die Heime durch Hygienepläne und Schulungen darauf vorbereitet sein müssen, auch solche Bewohner sachgerecht zu versorgen.