Gesundheitswesen 2014; 76 - V74
DOI: 10.1055/s-0034-1371627

Erfassung und Bewertung der umweltmedizinischen Relevanz von Legionellen-haltigen Bioaerosolen

S Walser 1, S Kolb 1, B Brenner 1, S Huber 2, D Gerstner 1, C Höller 2, C Herr 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Arbeits- und Umweltmedizin, Epidemiologie, München
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Hygiene, Oberschleißheim

Legionellen in künstlichen wasserführenden Systemen können aerosolisiert werden und bei inhalativer Aufnahme Infektionskrankheiten verursachen. Infektionen, die durch Legionellen verursacht werden, können zu schweren Lungenentzündungen bis hin zum Tod führen. Um die umweltmedizinische Relevanz von Legionellen-haltigen Aerosolen näher zu untersuchen, wurde eine systematische Literatursuche in Medline durchgeführt. Parallel dazu wurden vergleichende Messungen von Wasser- und Luftproben an Rückkühlanlagen und Duschen vorgenommen. Der Literaturreview ergab in den letzten 11 Jahren weltweit 19 Legionellose-Ausbrüche mit über 1600 bestätigten Fällen und 102 Toten, die auf Rückkühlanlagen zurückgeführt wurden. Die häufigsten Risikofaktoren waren Rauchen und zugrundeliegende Erkrankungen. Als umweltbedingte Risikofaktoren konnten technische Eingriffe an Anlagen, nicht aber meteorologische Bedingungen identifiziert werden. Bei 16 Ausbrüchen konnte eine Übereinstimmung von klinischen und Umweltisolaten mittels Serotypisierung oder molekularer Typisierungsmethoden nachgewiesen werden. Bei den Messungen von Wasser- und Luftproben an Legionellen-kontaminierten Duschen war bei geringen Konzentrationen nur mittels Cyclon-Abscheider ein Nachweis von Legionellen im Aerosol möglich. Bei Emissionsmessungen mittels Cyclon-Abscheider an Rückkühlanlagen konnten nur die Antigene von L. pneumophila in der Außenluft detektiert werden. Aufgrund eines aktuellen Ausbruchs in Warstein ist geplant, die Messungen von Wasser- und Bioaerosolproben nicht nur an Rückkühlwerken, sondern auch an Kläranlagen von Brauereien, Molkereien und Papierherstellungen durchzuführen. Wasser, Emissionen und Immissionen sollen mittels Kultivierung und molekularen Verfahren auf Legionellen untersuchen werden. Die Bioaerosolproben sollen auch im Hinblick auf inhalierbare Fraktionen analysiert werden. An entsprechenden Arbeitsplätzen ist auch eine Risikobewertung auf Basis eines Mitarbeitermonitorings geplant.