Gesundheitswesen 2014; 76 - P17
DOI: 10.1055/s-0034-1371646

Ermittlungsweg des Gesundheitsamtes des Landkreises Stendal bei einer Erkrankungshäufung durch Campylobacter jejuni in einer Kindertagesstätte nach dem Verzehr von Rohmilch

I Schubert 1
  • 1Gesundheitsamt des Landkreises Stendal, Amtsärztin, Stendal

Magen-Darm-Infektionen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Ihre Symptomatik ist unspezifisch und oft keine existenzielle Bedrohung. Das führt in vielen medizinischen oder infektionshygienischen Vorgehen dazu, dass eine explizite Ursachenabklärung nicht immer erfolgt. Werden genauere Recherchearbeiten unterlassen, besteht die Gefahr, den Infektionsherd nicht eindeutig zu identifizieren und somit eine dauerhafte Eliminierung nicht einleiten zu können. Im exemplarischen Fall einer Campylobacter jejuni-Erkrankung in einer Kindertagesstätte nach dem Verzehr von Rohmilch wird deutlich, welche strategischen Ressourcen den infektionshygienischen Ermittlern zu Verfügung stehen, um erfolgreich eine Infektionsquelleneliminierung vorzunehmen. Die verantwortlichen Ämter und das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) beschlossen in einer Konferenz die Durchführung einer retrospektiven Kohortenstudie durch das Gesundheitsamt und das LAV sowie eine Untersuchung von Milchproben durch das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt und das LAV. Es gelang der Nachweis des Erregers und dessen Ursprungsquelle. Als Resultat dieses Falles kristallisierten sich die Notwendigkeiten einer aufklärenden Beratung aller Kindertagesstätten zum Thema Bauernhofbesuch und eines Verbotes des Verzehrs von Rohmilch heraus. Eine amtsübergreifende Zusammenarbeit während solcher Erkrankungsgeschehen erwies sich als unabdingbar. Als konkludierendes Fazit sind Infektionsquellenermittlungen komplex durchzuführen und immer als Einzelfall zu betrachten, um dem Ziel des ÖGD einer vorsorglichen und nachhaltigen Prävention und Intervention Rechnung zu tragen.