Infektionsepidemiologische Überwachung eines Sonderkrankenhauses Umsetzung der Hygieneverordnung Berlin im Justizvollzugskrankenhaus Berlin

Das Justizvollzugskrankenhaus Berlin unterliegt der infektionsepidemiologischen Überwachung des Gesundheitsamtes auf Grundlage des novellierten Infektionsschutzgesetzes und dem darauf folgenden Erlass einer Hygieneverordnung. Das zuständige Gesundheitsamt führt Aufsichtsbesuche durch und erteilt Auflagen für die Umsetzung von Veränderungen. Sowohl die geforderte Erfassung nosokomialer Infektionen als auch die angemessene Auswertung von Antibiotika-Verbräuchen stellten das Justizvollzugskrankenhaus Berlin vor spezielle Herausforderungen. Die Häufigkeit von nosokomialen Infektionen im Justizvollzugskrankenhaus ist sehr gering, was teils durch das Fehlen von besonders empfindlichen Bereichen für Krankenhausinfektionen wie der Intensivbehandlung und maschineller Beatmung sowie durch die wenig häufige Notwendigkeit von Devices und hoch invasiver Eingriffe erklärt werden kann. Weiterhin zeigen die Altersstruktur und die Komorbiditäten der Patientenpopulation grundlegende Unterschiede gegenüber Krankenhäusern der Regelversorgung, wobei insbesondere der geringe Anteil von Patienten in höherem Lebensalter, mit Bettlägerigkeit, Heimunterbringung und konsekutiven Krankenhausaufenthalten auffällt. Das Spektrum der Indikationen für eine antiinfektiöse Behandlung konzentriert sich auf bestimmte Krankheitsbilder wie insbesondere infektiöse Hepatitiden, HIV-Infektionen und Tuberkulosen. Eine vergleichende Betrachtung mit Krankenhäusern der Regelversorgung ist auf Grund dieser strukturellen Unterschiede in der Aussagekraft eingeschränkt. Günstiger wäre ein Vergleich mit anderen Justizvollzugskrankenhäusern, hier fehlt jedoch bis jetzt die fundierte Datenlage. Das Ziel der Präsentation ist, grundlegende infektionsepidemiologische Daten für das Justizvollzugskrankenhaus Berlin zu analysieren, wie Screeningergebnisse auf MRSA, die Darstellung der Häufigkeit von nosokomialen Infektionen, die Auswertung der Antibiotika-Verbräuche und eine Analyse der populationsbezogenen Risikofaktoren für nosokomiale Infektionen, um eine erste Vergleichsbasis für Justizvollzugskrankenhäuser zu schaffen und die Gesundheitsämter auf die besonderen Bedingungen in den Sonderkrankenhäusern zu sensibilisieren.