Zusammenfassung
Mit dem Namen Kampo wird heute die Gesamtheit der traditionellen Phytotherapie Japans
bezeichnet. Dieser Begriff, der wörtlich „chinesische Methode“ bedeutet, wurde im
19. Jh. geprägt, um die traditionelle einheimische Medizin von der einströmenden westlichen
Medizin zu unterscheiden. Das größte Problem für Kampo ergibt sich gegenwärtig jedoch
aus der Konkurrenz zur TCM. Hatte Japan noch bis in die 80er-Jahre seinen Bedarf an
Arzneidrogen weitgehend aus eigenem Anbau gedeckt, stieg der Marktanteil aus China
importierter Rohdrogen in den vergangenen 20 Jahren auf ca. 80%. Neben dem Problem
der ungeklärten Identität der chinesischen Provenienzen mit den zuvor über Jahrhunderte
in Japan etablierten Kultivaren, hat sich die Kampo-Medizin durch diese Entwicklung
gegenüber der TCM politisch erpressbar gemacht, da letztere nun den Zugang zu den
benötigten Drogen kontrolliert. Dies äußert sich bereits in Versuchen der chinesischen
Regierung, bei der WHO die traditionellen Medizinsysteme Japans und Koreas als Teilgebiete
der TCM registrieren zu lassen. Inzwischen sind Projekte angelaufen, um dem einheimischen
Arzneipflanzenanbau zu stärken und die Identität der japanischen Kampo-Medizin auch
künftig zu wahren. Im Gegensatz dazu stellt die Konkurrenz mit der westlichen Schulmedizin
heute für die Kampo-Medizin keine Schwierigkeit mehr da. Im Gegenteil hat die Tatsache,
dass im Kampo philosophische Überlegungen gegenüber der tradierten klinischen Empirie
deutlich zurückstehen, die Entwicklung einer lebhaften Kooperation mit modernen Therapieformen
im Rahmen einer „integrativen Medizin“ außerordentlich beflügelt.
Schlüsselwörter
Kampo - Ekisu - Schulmedizin - integrative Medizin - TCM