physiopraxis 2014; 12(03): 60
DOI: 10.1055/s-0034-1372557
physiospektrum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Flirten mit Patienten – möglich oder unmöglich?

Kerstin Schneeweiß
,
Ramona Ryßel

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Publication Date:
21 March 2014 (online)

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Kerstin Schneeweiß
„ Flirts in der Behandlung können sich positiv auf den Therapieerfolg auswirken.“
(Abb.: privat)

PRO Wer im Beruf viel mit Menschen zu tun hat und ihnen teilweise auch körperlich nahekommt, sollte sich immer über die professionelle Nähe und Distanz bewusst sein. Ein Flirt kann durch Blickkontakt, ein Gespräch oder eine Handlung beginnen. All das ist in der Physiotherapie gut möglich.

In 25 Jahren Berufserfahrung hatte ich mit sehr vielen Patienten Kontakt und mehrere Flirtsituationen erlebt. Es gab und gibt immer wieder Patienten, die man sehr sympathisch und darüber hinaus besonders anziehend findet. Ich kann mich dem nicht entziehen. Mit Herzklopfen freue ich mich auf die nächste Behandlung des netten, gut aussehenden Mannes. Allerdings ist für mich immer klar, dass ein Losflirten – wie in der Disco auf Partnersuche – keine Option ist. Ich muss die Situation abschätzen: Erstrangig ist, wie es sich für den Patienten anfühlt. Wenn ich spüre, dass ihm der Flirt unangenehm ist, halte ich mich zurück. Die Therapie hat immer oberste Priorität. Diese Einstellung zeichnet Professionalität aus.

Die meisten meiner Flirts fanden ausschließlich in der Behandlung statt, waren für beide Seiten sehr angenehm und wirkten sich positiv auf den Therapieerfolg aus. Ich habe mich aber auch mal zum Kaffee verabredet. Aus diesem Flirt wurde eine lebenslange Freundschaft. Durch die Nähe und Intimität in der Behandlung kann unter Umständen auch ein richtig „heißes Feld“ entstehen. Eine Kollegin lernte auf diese Weise den Mann fürs Leben kennen. Heute hat sie mit ihrem ehemaligen Patienten eine glückliche Familie.

Darum: Warum nicht flirten, wenn es beide Seiten tolerieren?! In der Praxis ist es wie im Leben: Wenn sich beide einig sind, kann es ein schönes nachhaltiges Erlebnis sein.