Rofo 2014; 186 - RK414_2
DOI: 10.1055/s-0034-1372704

Gutachten am Schädel und Hirn – Kasuistiken (Trauma)

A Grillhösl 1
  • 1BG Unfallklinik Murnau, Neuroradiologie, Murnau

20% der SHT sind als mittelschwer (GCS 9 – 12) oder schwer (GCS 3 – 8) einzustufen. Bei diesen Patienten liegt in der Regel ein zeitnah nach dem Trauma durchgeführtes CCT vor, das die primären Traumafolgen zeigt. Kontrolluntersuchungen sind empfohlen, da sich die Befunde innerhalb der ersten 36 Stunden verschlechtern können. Zu achten ist auch auf eine sekundäre Hirnschädigung v.a. durch Hypoxie/Hypoperfusion. Ggf. muß zur Diagnose von Dissektionen, Fisteln und Aneurysmen auch eine DSA durchgeführt werden. Die MRT ist v.a. durch Einsatz der T2*w bei der Diagnose von hämorrhagischen DAIs deutlich sensitiver als die CCT. Die Anzahl der detektierbaren Läsionen nimmt allerdings ab 1 Jahr nach dem Trauma signifikant ab. Mithilfe der DWI können auch nicht-hämorrhagische DAIs diagnostiziert werden.

Beim leichten SHT (GCS 13 – 15), immerhin 80% aller SHT, sind die Befunde in den üblichen MR-Sequenzen oft normal. Nach 1 Monat sind noch 30% dieser Patienten symptomatisch. Das pathologische Korrelat sind vermutlich mikrostrukturelle Schäden der weißen Substanz. Studien zeigen, daß bei normaler konventioneller MR-Bildgebung die Reduktion der FA (fraktionale Anisotropie) in der DTI (diffusion tensor imaging) auf Läsionen der weißen Substanz bei einem diffusen axonalen Schaden hinweist. Auch nach einem leichten SHT kann eine globale Atrophie beobachtet werden, welche nach ca. 11 Monaten evident ist. Durch Suszeptibilitäts-gewichtete Bildgebung können bisher nicht detektierbare punktförmige Blutungen nachgewiesen werden.

Lernziele:

  • Für die Begutachtung von Patienten mit SHT ist die MRT des Schädels die geeignetste Methode.

  • Vorallem bei mittelschweren und schweren SHT sollte aber das primäre CCT mit bewertet werden.

  • Auf sekundäre Traumafolgen ist zu achten (MRT, DSA)

  • Für die Begutachtung leichter SHT ist eine möglichst frühzeitige MRT-Bildgebung unter Berücksichtigung neuerer Techniken wichtig, um das Ausmaß der Hirnschädigung nicht zu unterschätzen.

E-Mail: andreas.grillhoesl@bgu-murnau.de