Rofo 2014; 186 - IN_WS103_1
DOI: 10.1055/s-0034-1372967

Aktuelle Studienlage endovaskuläre Embolisation von Aneurysmen

H Deutschmann 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Radiologie, Klinische Abteilung für Vaskuläre und Interventionelle Radiologie, Graz

Die wissenschaftliche Evidenz für die Entscheidung zur endovaskulären oder chirurgischen Behandlung ist vor allem bei den nicht rupturierten Aneurysmen noch sehr dürftig. Ca. 80% der Aneurysmen sind für eine endovaskuläre Behandlung geeignet. Das Risiko für die endovaskuläre Behandlung sinkt durch Fortschritte in der Kathetertechnik und bessere Patientenselektion. Derzeit liegt das Behandlungsrisiko bei 4 – 5%. Das Ballonremodelling scheint kein erhöhtes Eingriffsrisiko zu bedeuten, die Behandlung mit Flow Divertern aber das Doppelte. Die Entscheidung zur Therapie sollte aber immer eine individuelle sein und sich nach der Aneurysmagröße, Wachstumstendenz, Lokalisation, Morphologie und zusätzlichen Risikofaktoren wie Alter und Komorbiditäten richten.

Bezüglich des Managements von rupturierten intracraniellen Aneurysmen liegen aktualisierte Guidelines AHA/ASA vor. Rupturierte Aneurysmen sollten möglichst rasch einer Behandlung zugeführt werden. Nach wie vor liegt nur eine randomisierte Multicenterstudie vor (ISAT Trial). Die Mortalität des Coilings von Basilarisspitzenaneurysmen liegt bei nur 0,9% und das permanente Komplikationsrisiko bei 5,4%. Die Mortalität im hinteren Kreislauf liegt bei 3,7% und die Morbidität bei 9,4%. Ist das Aneurysma sowohl für Clipping als auch für Coiling zugänglich, sollte die endovaskuläre Behandlung vorgezogen werden. Klinisch signifikante Rezidive oder Reste sollten behandelt werden. Coiling sollte bei >70-jährigen Patienten und bei Aneurysmen der Basilarisspitze bevorzugt werden. Chirurgisches Clipping sollte bei Mediaaneurysmen und Hämatomen >50 ml zum Einsatz kommen. Die Stentimplantation sollte bei rupturierten Aneurysmen nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden, da dies mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität einhergeht.

Lernziele:

  • Übersicht über die Studienlage zur Behandlung rupturierter und nicht-rupturierter intrakranieller Aneurysmen

  • Darstellung von Entscheidungskriterien zur Behandlung und von klinischen Abläufen

E-Mail: hannes.deutschmann@medunigraz.at