Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V5
DOI: 10.1055/s-0034-1374068

Demenz – der uneindeutige Verlust

U Becker 1
  • 1Psychotherapeutische Praxis, Palliative Care und Demenz/Marte Meo, Alfter, Deutschland

Die amerikanische Psychotherapeutin Pauline Boss hat den Begriff des uneindeutigen Verlusts für Situationen geprägt, in denen ein nahestehender Mensch für die Menschen in seiner Umgebung gleichzeitig vorhanden als auch nicht vorhanden ist. Demenz stellt eine solche Situation dar; der Erkrankte ist körperlich präsent, geistig zunehmend nicht mehr erreichbar. Damit stehen Angehörige vor einer Trauersituation der besonderen Art. Es gilt, die alten Bilder zu würdigen und der Trauer über den Verlust Raum zugeben und gleichzeitig Tag für Tag den Blick auf den Menschen zu erhalten, so wie er aktuell da ist. Dieser Spagat ist kräftezehrend und widerspricht unserem Bedürfnis nach Eindeutigkeit.

Der Vortrag stellt das Konzept vor und zeigt aus systemisch-hypnotherapeutischer Sicht sowie auf Basis des Marte Meo-Konzepts Zugangswege auf, die die Idee der Mehrdeutigkeit im Sinne eines „sowohl – als auch“ anstelle des gebräuchlichen eindeutigen „entweder – oder“ vermitteln. Möglichkeiten der Übertragung in die Angehörigenberatung und -begleitung werden diskutiert.