Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V27
DOI: 10.1055/s-0034-1374090

Charakteristika von Atemnotattacken bei Patienten mit fortgeschrittener COPD oder Lungenkrebs: Ergebnis einer Kohortenstudie

V Weingärtner 1, 2, C Scheve 2, V Gerdes 2, M Schwarz-Eywill 3, R Prenzel 4, C Bausewein 2, 5, IJ Higginson 6, R Voltz 1, L Herich 7 ST Simon 1, 2, im Namen des PAALiativ Konsortiums
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Klinisches Studienzentrum Palliativmedizin (BMBF 01KN1106) und Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn (CIO), Köln, Deutschland
  • 2Institut für Palliative Care (ipac) e.V., Oldenburg, Deutschland
  • 3Evangelisches Krankenhaus Oldenburg, Palliativstation, Oldenburg, Deutschland
  • 4Pius-Hospital Oldenburg, Klinik für Innere Medizin, Oldenburg, Deutschland
  • 5Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • 6King's College London, Cicely Saunders Institute, Department of Palliative Care, Policy and Rehabilitation – WHO collaborating centre for palliative care and older people, London, Vereinigtes Königreich
  • 7Universität zu Köln, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie (IMSIE), Köln, Deutschland

Fragestellung: Atemnotattacken sind ein belastendes Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Die Charakteristika von Atemnotattacken sind unzureichend bekannt, wodurch das Symptomverständnis und die Evaluation effektiver Therapieoptionen behindert werden. Ziel dieser Studie war, die Charakteristika von Atemnotattacken bei Patienten mit fortgeschrittener Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Lungenkrebs (LK) zu beschreiben.

Methoden: Kohortenstudie mit COPD (Stadium III/IV) und LK Patienten. Folgende Endpunkte wurden durch bis zu 12 monatliche Telefoninterviews erhoben: Atemnotintensität (modifizierte BORG Skala, 0 – 10), Dauer, Frequenz und Zeitpunkt einer typischen Atemnotattacke. Die deskriptive Datenanalyse umfasste alle gepoolten Atemnotattackendaten im Studienverlauf. Zusammenhänge zwischen den Charakteristika wurden mittels Korrelationskoeffizienten untersucht.

Ergebnis: 82 (50 COPD, 32 LC) Patienten, Durchschnittalter 67,2 (SD = 7,8), 36% weiblich, wurden eingeschlossen (Verstorbene 8 COPD, 22 LK) und berichteten insgesamt 592 Atemnotattacken (COPD 403, LK 189).

Die Atemnotattacken von COPD Patienten waren im Vergleich zu LK Patienten von signifikant höherer Intensität (MW = 6,2 (SD = 2,1) vs. 4,2 (1,9), p < 0,001) und längerer Dauer (Median 7 min (Spanne 0 – 600) vs. 5 min (0,3 – 120), p = 0,002). Tägliche Frequenz war in beiden Gruppen die Regel. Die meisten Atemnotattacken traten tagsüber auf, bei COPD Patienten häufiger auch nachts (p < 0,001). Die Korrelationsanalyse ergab nur bei LK Patienten eine positive Korrelation zwischen den Charakteristika Intensität und Häufigkeit von Atemnotattacken (0,324; p < 0,001).

Schlussfolgerung: Atemnotattacken bei Patienten mit einer COPD unterscheiden sich im Vergleich zu Patienten mit einem LK geringfügig aber signifikant in der Atemnotintensität und Dauer der Atemnotattacken. Effektive Behandlungsmöglichkeiten, die vor allem die kurze Dauer berücksichtigen, werden dringend benötigt.