Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V43
DOI: 10.1055/s-0034-1374106

Levetiracetam subcutan („off-label“) bei Patienten in der Palliativmedizin: Eine Fallserie

T Steigleder 1, 2, C Klein 1, B Christensen 1, C Ostgathe 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum, Erlangen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: Zwei Drittel der Patienten mit intrakraniellen Tumoren leiden unter Epilepsie. Jeder zweite Patient mit Hirntumoren hat epileptische Anfälle in den letzten Lebenswochen. Epileptische Anfälle führen zu Komplikationen wie Stürze, Frakturen, Aspiration und zu erheblicher Belastung der Angehörigen.

Epilepsiebehandlung mit Levetiracetam (LEV) ist weit verbreitet, gut verträglich, sicher und erfolgt intravenös oder oral. In der Terminalphase fortgeschrittener Erkrankungen ist eine orale Behandlung oft nicht mehr möglich und die noch notwendige Medikation muss auf parenteral umgestellt werden. Bisher liegen keine Daten für die „off label“ Gabe von LEV bei bei Patienten in der Palliativmedizin vor. Wir berichten in einer Fallserie über erste Erfahrungen mit LEV s.c..

Patienten und Methode: Patienten (n = 5) wurden vor Aufnahme mit LEV (mittleren Dosis 1700 mg/Tag) behandelt. Der letzte Anfall war 3 bis 19 Tage vor Aufnahme.

Alle Patienten wurden mit einer subkutanen Verweilkanüle versorgt. Unter Beibehaltung der Tagesdosis wurde eine LEV Lösung (2,5 mg/ml in NaCl 0,9%) zweimal täglich infundiert.

Ergebnisse:

Sicherheit und Durchführbarkeit: Gute Verträglichkeit. Keine lokale Reizung, keine Schmerzen an Injektionsstelle, keine anderen Komplikationen oder unerwünschte Nebenwirkungen.

Effektivität: Es traten keine Anfälle während des stationären Aufenthaltes auf. Zwei Patienten erhielten ein EEG: keine Epilepsietypische Potentiale, kein Herdbefund. Bei einem Patienten wurde nach 4 Tagen der LEV Plasmaspiegel bestimmt, der sich im Therapiebereich befand (10,6 ng/ml).

Schlussfolgerungen: Die Fallserie deutet darauf hin, dass die subkutane Applikation („off-label“) von LEV sicher und gut durchführbar zu sein scheint. Sie könnte somit eine Behandlungsoption bei Epilepsie in der Terminalphase fortgeschrittener Erkrankungen darstellen. Daten zur Effektivität sind spärlich, weisen aber auf einen guten Behandlungserfolg hin. Weitere klinische Studien sind hierfür jedoch notwendig.