Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V44
DOI: 10.1055/s-0034-1374107

Psychologische und physiologische Effekte einer musiktherapeutischen Entspannungsintervention: Erste Ergebnisse einer randomisiert, kontrollierten Studie

M Warth 1, J Kessler 2, TK Hillecke 1, HJ Bardenheuer 2
  • 1Fakultät für Therapiewissenschaften, SRH Hochschule, Heidelberg, Deutschland
  • 2Universitäre Palliativmedizin am Krhs. St. Vincentius, Heidelberg, Deutschland

Musikalisch gestützte Therapieangebote sind über den Operationen- und Prozedurenschlüssel in die palliativmedizinische Versorgung in Deutschland integriert. Aktuelle Übersichtsarbeiten machen allerdings deutlich, dass nicht genügend methodisch hochwertige Studien vorliegen, um eine Evidenz basierte Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Musiktherapie aussprechen zu können. Daher hat die vorliegende Studie zum Ziel, spezifische Effekte einer musiktherapeutischen Entspannungsintervention auf die Herzratenvariabilität (HRV) von Palliativpatienten sowie auf die Variablen Lebensqualität (EORCT-QLQ-C15-PAL), Schmerz, Entspannung und Wohlbefinden zu untersuchen (jeweils VAS). Im Rahmen eines randomisiert, kontrollierten Designs werden 104 Patienten entweder einer musiktherapeutischen Entspannungsübung mit Monochord und Stimme oder einer über Kopfhörer abgespielten Achtsamkeitsübung ohne Musik zugewiesen. Eine erste Analyse der bereits erhobenen Daten (N = 34) ergab, dass beide Gruppen im Prä-Post-Vergleich in den Bereichen Lebensqualität und Schmerz Verbesserungen zeigen. Bedeutsame Unterscheide zwischen den Gruppen können wegen der Fallzahl bislang nicht nachgewiesen werden. Musiktherapie erzielt große Effekte in Bezug auf subjektive Entspannung (Mittelwertsdifferenz [MD]= 2,38; Standardisierte Mittelwertsdifferenz [SMD]= 1,11) und Wohlbefinden (MD= 2,02; SMD = 1,09). Eine Überlegenheit im Vergleich zur verbalen Entspannungsübung deutet sich anhand von mittelgroßen Effekte zwischen den Gruppen im Hinblick auf Entspannung (MD= 1,08; SMD= 0,52) und Wohlbefinden (MD= 0,82; SMD = 0,47) an. Beide Gruppen zeigen über die Dauer der Intervention Veränderungen in der HRV. Klinisch-experimentelle Daten für eine höhere parasympathische Aktivität in der Experimentalgruppe bedürfen aufgrund von Niveauunterschieden in den Ausgangswerten weiterer empirischer Absicherung durch eine höhere Fallzahl.