Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V88
DOI: 10.1055/s-0034-1374151

Die Stadt, der Tod und die Bilder: ...und täglich grüßt der Totenkopf!

M Schröer 1, M Gaspar 2
  • 1Medizinethikteam, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Hamm-Kliniken, St. Peter Ording, Deutschland

Über Jahrhunderte, insbesondere im Mittelalter, erinnerten Vanitas-Symbole in Bildern und Skulpturen die Menschen sowohl an ihre Vergänglichkeit als auch an die aller irdischen Güter. Ein Hauptmotiv in den Darstellungen waren der Totenschädel bzw. das Skelett. Sie gemahnten u.a. in den Ars-moriendi-Schriften die Gläubigen – im Gegensatz zur antiken Auffassung der Kostbarkeit des Augenblicks (carpe diem) – an ein wohl vorbereitetes Sterben, um im Jenseits an den eigentlichen Ort der Erfüllung zu gelangen. Dabei drückte der Totenkopf unmittelbar die Allmacht des Todes aus. Ab dem Zeitalter der Aufklärung änderte sich diese Einstellung dann mit der Zunahme und Bedeutung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.

In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts löste sich insbesondere das Motiv des Totenschädels von den christlichen Wurzeln des Memento mori und wurde zu einem omnipräsenten und inflationär benutzten Accessoire, das seitdem selbst vor Babybekleidung, Kinderspielen, Designermöbeln, einem Kochbuch für Eiscremeherstellung usw. nicht halt macht. Ein Mitarbeiter eines Modegeschäfts bezeichnete einmal den Totenkopf als „Smiley der Generation Gothic“, die mit diesem Symbol gegen alles Konventionelle und Konservative protestiere.

In diesem kulturhistorischen Beitrag werden zunächst Hintergründe und Bedeutungswandel von Vanitas-Darstellungen aufgezeigt. Im Weiteren erfolgt dann mithilfe von Fotos und Aussagen von Menschen, die Totenköpfe vermarkten bzw. sichtbar und z.T. demonstrativ als Schmuck oder auf ihrer Kleidung tragen – auch im Kontext von Sterbebegleitung – der Versuch einer Standortbestimmung dieses Phänomens.

Ziel des Vortrags ist neben einer deskriptiven kultursoziologischen Darstellung der Versuch einer Sensibilisierung für eine reflektierte Einstellung gegenüber diesem exemplarischen Symbol für den Tod.