Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V105
DOI: 10.1055/s-0034-1374168

Entscheidungen am Lebensende: Ansichten von Krebspatienten und ihren Angehörigen zu künstlicher Ernährung und Flüssigkeitsgabe

J Bükki 1, 2, T Unterpaul 1, G Nübling 1, 3, RJ Jox 4, S Lorenzl 1, 3
  • 1Ludwig Maximilians Universität, University Hospital, Campus Grosshadern, Department of Palliative Medicine, München, Deutschland
  • 2Hospizdienst DaSein e.V., München, Deutschland
  • 3Ludwig Maximilians Universität, University Hospital, Campus Grosshadern, Department of Neurology, München, Deutschland
  • 4Ludwig Maximilians Universität, Institute of Ethics, History and Theory of Medicine, München, Deutschland

Hintergrund: Entscheidungen zu künstlicher Ernährung und Flüssigkeitsgabe am Lebensende können Befürchtungen bei Patienten und ihren Familien auslösen, aber die Evidenz bezüglich ihrer Bedürfnisse und Präferenzen ist gering. Ziel der Studie war daher, beeinflussende Faktoren auf diese Entscheidungen zu bestimmen.

Methode: Prospektive Querschnittstudie an erwachsenen, wegen Symptomen ihrer fortgeschrittenen Tumorerkrankung stationär behandelten Krebspatienten und ihren Angehörigen. Der Fragebogen (12 Items) war auf Intensivstationen entwickelt und an die palliative Situation angepasst worden.

Ergebnisse: 39/65 Patienten (60%) und 30/72 Angehörigen (42%) beantworteten den Fragebogen in der Studienperiode (10 Monate). 39% der Patienten und 24% der Angehörigen zogen den Verzicht auf künstliche Gabe von Ernährung UND Flüssigkeit vor – definiert als Beendigung oder Nicht-Beginn dieser Therapie – während 36% bzw. 52% eine reine Flüssigkeitsgabe befürworteten. Das Alter der Patienten korrelierte mit diesem Verzicht (Kruskal-Wallis-Test: p = 0,001), wohingegen Religiosität, Umfang der erhaltenen Information und vorausgehende Erfahrungen der Angehörigen mir solchen Entscheidungen keine Rolle spielten. Patienten fühlten sich bezüglich Ernährung sicherer als ihre Angehörigen (T-Test, p < 0,05) und fürchteten körperliche Symptome weniger (χ2-Test, p < 0,05). Zufriedenheit mit der Kommunikation korrelierte mit dem Sicherheitsgefühl der Patienten (Spearman's r 0,582, p = 0,008). Information durch den behandelnden Arzt war die wichtigste Form der Unterstützung, während bei der Entscheidungsfindung die Meinung der Angehörigen und Vorsorgedokumente zählten.

Schlussfolgerung: In dieser Kohorte von Krebspatienten wünschten 75% keine künstliche Ernährung oder lediglich Flüssigkeitsgabe am Lebensende. Während Patienten sich bezüglich der Entscheidungen sicher zu fühlen scheinen, könnten Angehörige besonders von spezifischer Unterstützung profitieren.